: Koteletts auf Kredit
■ Gegen den Hunger: Teestube Hoppenbank will sichere Stelle
Koteletts auf Kredit
Gegen den Hunger: Teestube Hoppenbank will sichere Stellen
Beim Wochenmarkt auf dem Domshof kostete gestern das Kilo Spargel zwölf Mark. Auf dem Marktplatz dagegen gab es Kotelett mit Kartoffelsalat für dreifünfzig. Die Teestube des „Vereins Hoppenbank“ hatte sich vor der Bürgerschaft aufgebaut und versorgte ihre Stammgäste und hungrige Marktbesucher mit großen Portionen. Natürlich war die Aktion „Koteletts auf Kredit“ auch symbolisch. Denn der Verein will ein kleines Stück vom mageren Bremer Haushaltskuchen: drei Stellen soll die Sozialbehörde in der Teestube übernehmen, denn die Förderung aus Töpfen der europäischen Gemeinschaft läuft Ende des Jahres aus.
„Wir sind eine private Einrichtung, aber wir haben inzwischen den Charakter einer flächendeckenden Versorgungseinrichtung“, sagt Martin Specht, 2.Vorsitzender des Vereins Hoppensack. Für Arme, Obdachlose, psychisch Kranke und Drogenabhängige sei die Teestube im Fedelhören 33/34 ein Versorungs- und Kommunikationsort. Den Gästen werden täglich drei Mahlzeiten zum Selbstkostenpreis angeboten, das warme Mittagessen kostet 3,50 Mark.
Jeden Tag, so der Verein, bewirte man etwa 100 Menschen. Wer nicht zahlen kann, bekommt seine Mahlzeit auch auf Kredit. 100.000 Mark kostet die Essensausgabe im Jahr. „Wir versorgen mehr Leute und geben mehr Essen auf Kredit aus als früher,“ sagt Martin Specht. „Die soziale Not nimmt zu.“
Der „Verein Hoppenbank“ wurde zu Reintegration von Straffälligen gegründet. Er bietet heute neben Wohnplätzen für Haftentlassene und ehemals Drogenabhängige, neben Haftvermeidungsprojekten auch eine Beratung bei Drogenproblemen, Arbeits- und Wohnungslosigkeit.
Die laufenden Kosten der Teestube lassen sich aus Einnahmen und Spenden decken, sagt Martin Specht. Was fehlt, ist die finanzielle Absicherung für die Stelle eines Kochs, einer Hauswirtschaftsleiterin und einer Sozialpädagogin. Deren Dauerbeschäftigung soll die Sozialbehörde übernehmen, fordern die Mitarbeiter und Gäste der Teestube.
bpo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen