Nazi-Angriff auf Fahrrad-Demo

■ Polizei schaute Angriffen tatenlos zu und war mit Maßnahmen gegen DemonstrantInnen beschäftigt

Bei der Fahrraddemo gegen den Innenstadtring ist es am Sonntag nachmittag zu rechtsextremen Angriffen auf TeilnehmerInnen gekommen. Als eine Gruppe mit 20 Personen die Dimitroffstraße im Bezirk Prenzlauer Berg befuhr, provozierte nach Aussagen verschiedener ZeugInnen ein vollbesetztes Auto am Rande des Pulks durch knappes Abbremsen. Anschließend sei ein kurzgeschorener Jugendlicher aus dem Wagen ausgestiegen und habe versucht, einen der Radler zu Boden zu prügeln. Ein weiterer Insasse habe sogar ein Küchenmesser gezückt. Nachdem jemand die RadlerInnen mit Tränengas verteidigte, griffen die anwesenden Polizisten ein. Sie führten den ersten Angreifer ab und durchsuchten ihn, nahmen aber anscheinend keine Personalien auf. Vielmehr wurde der Mann sofort wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach Darstellung der ZeugInnen gingen die tätlichen Angriffe danach sofort weiter. Die Artikulationsweise der Angreifer wiesen diese als rechtsextrem aus.

Während der ganzen Auseinandersetzung hätten Polizeibeamte in unmittelbarer Umgebung zugesehen, ohne einzugreifen. Von ZeugInnen wurde berichtet, daß die Beamten die Angriffe nahezu belustigt verfolgt hätten. Selbst als einer der Angreifer erneut ein Messer zog, blieben die Polizisten passiv. Auch das erneute Auftauchen des zuvor festgehaltenen Schlägers sei für die Polizisten kein Grund zum Eingreifen gewesen, obwohl dieser auf seinem Arm eine Hakenkreuz-Tätowierung trug. Die Hinweise der DemonstrantInnen auf das verbotene Zeigen nazistischer Symbole überzeugten die Ordnungshüter nicht, obwohl der junge Mann seinen Arm sogar selbstbewußt präsentiert habe.

Die Polizei war nach den Darstellungen der ZeugInnen auch nicht zum Aufnehmen einer Anzeige gegen die Schläger bereit. Vielmehr beschäftigte man sich damit, auf der anderen Straßenseite die TeilnehmerInnen der angemeldeten Demonstration von der Fahrbahn zu vertreiben.

R., einer der angegriffenen Demonstranten, wurde von einem der Rechten vor den Augen der Staatsgewalt ins Gesicht geschlagen, weil er der Drohung, er dürfe sich hier im Kiez nicht mehr blicken lassen, widersprach. Die Beamten seien auch nicht eingeschritten, als die Angreifer mehrfach Morddrohungen verkündeten, verbunden mit der Aufforderung an die vorbeikommenden AutofahrerInnen, die Blockierenden „plattzufahren“. mf