piwik no script img

■ Mit der Mineralölsteuer auf du und duMilliardenpoker

Berlin (taz) – Theo Waigels verläßlichste Freunde sind derzeit die niederländischen Spediteure. Ihr Verkehrsminister hat gestern auf der Sitzung der EG- Verkehrsminister die Einführung einer Vignette für Schwerlaster verhindert und damit den Weg für eine deftige Mineralölsteuererhöhung freigemacht.

Zur Erinnerung: Im März hatte sich die Bonner Koalition geeinigt, die Mineralölsteuer ab 1994 zu erhöhen, wenn das Verkehrsministerium bei der Autobahngebühr (Vignette) an den europäischen Nachbarn scheitere. Nun ist der neue Verkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) auf der Verkehrsministertagung gescheitert: Die Holländer wollen die Vignette, die für einen 40-Tonnen-Laster 2.500 Mark kosten sollte, nicht akzeptieren. Entsprechend dem Koalitionsbeschluß könnte also jetzt die Mineralölsteuer um 13 Pfennig erhöht werden. Die 13 Pfennige waren aber schon im März eine reine Phantasiezahl. Um die jährlich acht Milliarden DM Kosten für die Bahnreform aufzubringen, wäre zum Beispiel eine Erhöhung um 20 Pfennig notwendig. Die ständig neu aufreißenden Löcher im Waigelschen Haushalt lassen eine noch größere Erhöhung möglich scheinen. Im Finanzministerium gebe es eine ganze Reihe von Modellrechnungen, hieß es in der CDU.

Zur Kasse gebeten werden mit der geplanten Steuererhöhung vor allem Autofahrer. Die deutschen Trucker sollen dagegen sogar entlastet werden. Wissmann will im Juli einen Gesetzentwurf einbringen, die Kfz- Steuer für die Brummis zu senken, um sie auf dem europäischen Transportmarkt wettbewerbsfähiger zu machen. Den einfachsten Weg, gleichzeitig etwas für den Etat und die Umwelt zu tun, will man in Bonn nicht gehen. Eine kräftige Erhöhung der Kosten für den Brummi-Verkehr würde Geld in Waigels Kasse spülen, die Bundesbahn konkurrenzfähiger machen und ihr damit helfen, ihr Defizit zu begrenzen. Hermann-Josef Tenhagen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen