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Jetzt baut die Post ab

■ In Kiel: Postämter geschlossen / In Hamburg: Keiner weiß was

/ In Hamburg: Keiner weiß was

Die Deutsche Bundespost hat am Mittwoch in Kiel mit der Schließung von Postämtern begonnen. Bis zum Jahresende sollen bundesweit in allen Städten mit über 20 000 Einwohnern „Überkapazitäten“ abgebaut werden. Solche Überkapazitäten sind nach Darstellung der Post durch drastischen Rückgang im Kundenverkehr verursacht worden. Die Schalter seien seit 1991 um 25 Prozent weniger belastet worden. Hauptursachen seien die Durchsetzung bargeldloser Verfahren im Postbankdienst und die Entlastung des Briefverkehrs durch Telefaxgeräte.

Für den Kunden bedeuten die Schließungen längere Wege, aber auch eine Serviceverbesserung in den verbleibenden Ämtern, wußte die Direktion Kiel am Mittwoch zu berichten. Neben verbesserten Öffnungszeiten und verstärkter Schalterbesetzung will die Post zukünftig auch in den Warenverkauf einsteigen. Vertrieben werden sollen postnahe Produkte wie Briefpapier, Klebeband oder Bindfaden sowie Fahrkarten und verwandte kommu-

1nale Dienste.

Die Deutsche Postgewerkschaft befürchtet, daß auf längere Sicht im gesamten Bundesgebiet nur noch 1200 von 22 000 Ämtern übrig bleiben, falls bei der Postreform die Postbank vom Postdienst abgekoppelt wird. Ein Sonderfall ist nach Angaben der Kieler Direktion die Entwicklung in Ostdeutschland. Hier lägen besonders hohe Überkapazitäten im Schalterverkehr vor. Dagegen sei der Bankdienst nicht voll entwickelt. Konsequenzen daraus seien einstweilen noch nicht absehbar.

Auf dem Land hat die Post einen Pilotversuch zur Übernahme der Postfunktion durch Einzelhandel und Tankstellen gestartet. Kaufleute und Tankwarte werden dazu auf das Postgeheimnis eingeschworen. Bis Ende 1994 soll in 500 sogenannten „Agenturen“ die Aufnahmebereitschaft durch die Kunden ausgelotet werden.

In Hamburg wußten die Postbüdel über entsprechende Schließungen und Planungen noch gar nichts zu berichten. dpa

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