: USA und EG beraten über Bosnien
■ Washington will „Schutzzonen“ in Bosnien nur aus der Luft schützen / Appell an Rußland und die islamische Welt / Freilassung von Drasković gefordert
Luxemburg/Washington (AFP/ dpa/AP) – US-Außenminister Warren Christopher ist gestern in Luxemburg mit seinen Amtskollegen der EG-Staaten zusammengetroffen, um über die Durchsetzung und den Schutz der Sicherheitszonen für die bosnischen Muslime zu beraten. Wie aus der Umgebung Christophers bekannt wurde, wollte sich der US-Außenminister für einen verstärkten Einsatz der Luftwaffe zum Schutz der Zonen einsetzen. Die Regierung in Washington wird jedoch keine Bodentruppen entsenden. Statt dessen haben die USA und die EG die islamische Welt und Rußland dringend gebeten, Soldaten für die Sicherung der Schutzzonen abzustellen, wie Bundesaußenminister Klaus Kinkel nach dem Treffen mitteilte.
Heute will die Nato in Athen unter anderem über Möglichkeiten eines Einsatzes der Luftwaffe beraten. An diesen Gesprächen sollen morgen auch Vertreter Rußlands und anderer osteuropäischer Staaten teilnehmen. Dies teilten Diplomaten in Brüssel mit. Die EG-Außenminister hatten am Dienstag eine Erklärung verabschiedet, in der erneut ein Festhalten am Vance-Owen-Plan betont wird. Ferner erklärten sich die Minister bereit, weitere 5.000 Soldaten zum Schutz der Sicherheitszonen nach Bosnien zu entsenden. Unterstützung bei mehreren Staaten fand auch ein Vorschlag des EG-Vermittlers für Jugoslawien, Lord Owen, weitere Staaten zur Entsendung von Truppen aufzufordern.
Die Führung in Belgrad hat sich unterdessen geweigert, eine EG- Delegation zu empfangen, die sich für die Freilassung des inhaftierten serbischen Oppositionsführers Vuk Drasković einsetzen wollte. Die Demarche der EG sei mangels eines Gesprächspartners auf der serbischen Seite zunächst gescheitert, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums gestern in Paris mit. Jedoch werde die dänische EG-Ratspräsidentschaft einen weiteren Versuch unternehmen, ihr Anliegen vorzubringen. Ziel der Demarche sei es, die Belgrader Führung zur Einhaltung der Menschenrechte aufzufordern. Mehrere serbische Oppositionsparteien hatten am Dienstag die Freilassung des Politikers gefordert.
In den USA wird unterdessen der Druck auf die Regierung von Präsident Bill Clinton größer, im Krieg auf dem Balkan nachdrücklicher gegen Serbien vorzugehen. Der Auswärtige Ausschuß des US- Repräsentantenhauses forderte am Dienstag die Aufhebung des Waffenambargos gegen Bosnien- Herzegowina. Die Ausschußmitglieder befürworteten auch, der Regierung in Sarajevo bis zu 200 Millionen Dollar (320 Millionen Mark) Militärhilfe zu geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen