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Null Mehrarbeit

■ GEW warnt vor Erhöhung der Lehrerarbeitszeit DL-Sprecher: Lehrer rackern wie Fluglotsen

rackern wie Fluglotsen

Als „Großangriff“ auf Arbeits- und Unterrichtsbedingungen hat der Hamburger GEW-Vorsitzende Hans-Peter de Lorent gestern die Erhöhung der Lehrerarbeitszeit in Niedersachsen verurteilt. Gleichzeitig warnte der Gewerkschaftfunktionär den Hamburger Senat vor ähnlichen Plänen. Die steigenden Anforderungen an die Schule im sozialpädagogischen Bereich erforderten eher eine Verbesserung als eine Verschlechterung des erreichten Standarts.

Zur Zeit stehen Hamburgs Grund- und Hauptschullehrer 27 Wochenstunden, Oberstufenlehrer 23 Stunden vorm Klassenpult. Eine Erhöhung dieses Pensums, davor warnte auch Reinhard Behrens vom Deutschen Lehrerverband, würde die jetzt schon außerordentlich schlechte Stimmung in den Kollegien verschlimmern. Behrens: „Arbeitsmedizinisch ist die Form der Belastung bei Lehrern mit der von Fluglotsen vergleichbar“. Während andere Arbeitnehmer immer mal 20 oder 30 Sekunden abschalten könnten, sei dies im Schulunterricht nicht möglich. Die Vorstellung, daß Lehrer viel Freizeit und ein lockeres Leben hätten, sei ein plumpes Vorurteil, welches sich spätestens dann verflüchtige, wenn man die Kritiker frage, ob sie selbst Lehrer werden wollen.

Nach Berlin, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen sollen auch die Pädagogen in Hamburgs südlichen Nachbarland ab Schuljahr 94/95 eine Stunde länger unterrichten. Die Begründungen sind überall gleich: steigende Schülerzahlen und knappe Kassen machten eine „vorübergehende“ Einschränkung nötig. Angesichts der jüngst entdeckten Haushaltslücke von 900 Millionen Mark, so fürchten GEW und DL, könnte es sein, daß einzig die bevorstehenden Wahlen Hamburgs Lehrer vor ähnlichem bewahren.

Hamburgs Schulsenatorin Rosemarie Raab hatte bereits Anfang Mai verkündet, daß sie eine isolierte Erhöhung der Arbeitszeit für Lehrer ungerecht fände. Wenn schon, dann wäre für sie nur eine befristete Erhöhung der Arbeitszeit für alle Besserverdienenden im öffentlichen Dienst denkbar. Finanzbeamte eingeschlossen? kaj

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