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Vorschlag

■ Unsterblichkeit „Blütenkränze für die Pharaonen“ im Botanischen Museum

Wer wollte nicht unsterblich sein? Um diesen uralten Wunsch des Menschen zu erfüllen, erfanden die Ägypter vor 3.000 Jahren eine Technik, die Überreste der Herrschenden zu konservieren: die Mumifizierung.

Für normal Sterbliche war das komplizierte Verfahren der Einbalsamierung zu teuer; so wurden nur gekrönte Häupter der Nachwelt erhalten. Einer geräucherten Renke ähnlicher als einer königlichen Majestät, aber immerhin. Als das Grab der Pharaonen Amenophis I, Ramses II und ihrer Verwandten, vor hundert Jahren gefunden wurde, eilte der Berliner Privatgelehrte Georg Schweinfurth zum Ausgrabungsort. Er sammelte, konservierte, dokumentierte mit akribischer Genauigkeit die Blütenkränze und floralen Opfergaben im Sarkophag, die Gewürze, duftenden Flechten und Öle, die bei der Mumifizierung verwandt wurden. Seine umfangreiche Sammlung, in einer Sonderausstellung des Botanischen Museums gezeigt, macht uns mit der Blütenwelt des alten Ägypten vertraut. „Dieser großartige Gräberfund hat für die Kenntniß des Kulturlebens der alten Ägypter eine besondere Bedeutung durch die Fülle von natürlichem Blumenschmuck, der an den Mumien angebracht war, und sich in so vollkommener Weise erhalten hat, daß die botanische Untersuchung der dreitausendjährigen Blatt- und Blütenteile nichts zu wünschen übrig läßt.“

In zierlichen Schachteln mit durchsichtigem Deckel, sorgfältig beschriftet, „aus den Gräbern der 21. Dynastie nahe Theben“, sind duftende Flechten zu sehen, aus Kleinasien und Griechenland damals importiert. Sie füllten den Leib der Mumie, nachdem die Eingeweide entfernt und das Körpergewebe durch Entzug von Wasser mit Natron haltbar gemacht worden waren. Reich bemalte Kanopenkrüge nahmen die Organe der Toten auf. Das Gehirn wurde mit Metallhaken durch das Hinterhauptloch aus dem Schädel gezogen. Die Augen, bei der Behandlung mit Natron stark geschrumpft, ersetzten die Ägypter mit ihrer Erfindung der Glasaugen. Mit Salböl aus Koniferenharz, mit Sandelholz und Sellerie, Koriander und Weihrauch aromatisiert, wurden die Mumien anschließnd balsamiert, in Hunderte von Metern lange Leinenstreifen eingewickelt und mit einem Siegel versehen. Blumenkränze und -girlanden, zwischen die Leinenbinden gesteckte Blüten, besonders der blaue und der weiße, schwer duftende Lotus als Symbol der Schöpfung und Auferstehung, sollte ihnen die Wartezeit bis zur Wiedergeburt verschönern.

Statt Wiedergeburt ereilte die Könige eine bittere Demütigung: Beim Export mit dem Schiff wußte der Finanzexperte nicht, mit welchem Zoll er die ungewöhnliche Fracht belegen sollte – und verlangte schließlich den Tarif für getrocknete Fische. Uta von Arnim

Die Ausstellung „Blütenkränze für die Pharaonen“ ist noch bis zum 1.8. im Botanischen Museum, Dahlem, Königin-Luise- Straße 6/8., zu sehen.

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