: Faschismus kennt keine Grenzen
■ betr.: "Der Mordanschlag in Solingen", taz vom 1.6.93
betr.: „Der Mordanschlag in Solingen“, taz vom 1.6.93
Solingen sah in der letzten Woche wie ein Bazar politischer Werbung aus. Alle versuchten dort ihre politische Macht zu demonstrieren und politische Vorteile zu ergattern. Solingen nutzte vor allen Dingen dem türkischen Staat, welcher grundlegende Menschenrechte in Nordkurdistan – dem von der Türkei besetzten Teil Kurdistans – mißachtet. Der Eklat, den Solingen auslöste, hat die türkische Republik für ihre rassistische Unterdrückungspolitik heimtückisch ausgenutzt. [...]
Die türkische Republik nutzte den Vorfall in Solingen, um im Einklang mit der BRD eine totale Zensur über ein Verbot von jeglicher Berichterstattung über das kurdische Volk in Nordkurdistan und die kurdischen Aktivitäten in der BRD zu verhängen. Somit fand die Großdemonstration am 29.5.93 in Bonn, welche von der PKK und anderen kurdischen Organisationen unter dem Motto „Frieden, Freiheit und demokratische Rechte für das kurdische Volk“ organisiert wurde, in den Medien kaum Beachtung.
Die von der BRD und der türkischen Republik gesteuerten deutschen Medien haben die Aufmerksamkeit der Bevölkerung jedoch auf die Geschehnisse in Solingen fokussiert, um andere wesentliche Ereignisse zu überdecken. Im Schatten dieser Informationsblockade in den deutschen Medien startete das faschistische Regime in der Türkei einen Angriffskrieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung und die Guerilla-Einheit der PKK, welche ihrerseits bereits einen einseitigen Waffenstillstand angekündigt hatte.
In einem anzeigenähnlichen Artikel mit dem Titel „200 PKKler wurden von der türkischen Armee getötet“ informierte die taz ihre LeserInnen über dieses Ereignis auf der sechsten Seite.
Wir glauben, daß der Faschismus keine Grenzen kennt. Gerade deshalb müßte der faschistische Angriff von der türkischen Republik in Nordkurdistan gegen kurdische ZivilistInnen und die PKK genauso wie die faschistischen Aggressoren in Deutschland in den Medien angeprangert werden. [...] Dana Mahmood, Antifa aus
Südkurdistan, Göttingen
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