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Atomare Kettenreaktion

■ USA planen neue Atomtests / Weitere Tests auch in anderen Ländern?

Berlin/Washington (taz/wps/ AFP) – Die US-Regierung plant bis 1996 neun weitere Atomwaffentests. Danach soll ein totaler Teststop in Kraft treten. Begründet werden die neuen Tests damit, daß die Verläßlichkeit der US- Atomwaffen noch einmal überprüft werden soll, auf daß die Regierung dann vollstes Vertrauen in ihr nukleares Waffenarsenal haben kann. Seit September 1992 haben die USA keine Atombomben mehr gezündet. In den vergangenen Monaten hatte sich die Clinton-Regierung bereits mehrfach für die Wiederaufnahme der Tests ausgesprochen, gleichzeitig jedoch die Verhandlungen für einen umfassenden Teststop vorangetrieben.

Nach Angaben der Tageszeitung Washington Post hat Präsident Clinton dem Plan noch nicht endgültig zugestimmt. Er wäre bereit, ihn fallenzulassen, wenn er im Kongreß keine Unterstützung fände. Bei den Kongreßabgeordneten scheint sich aber mittlerweile die Einsicht durchzusetzen, daß erneute Atomtests dazu führen würden, daß andere Atomwaffenstaaten dann ihrerseits das seit knapp einem Jahr eingehaltene Test-Moratorium aufgeben würden. In Rußland gibt es offenbar ebenfalls Überlegungen, die seit über einem Jahr eingestellten Tests wieder aufzunehmen. Auch Staaten der Dritten Welt, die im Besitz von Atomwaffen seien, könnten sich zu Atomtests ermutigt fühlen. Die Bemühungen, die Entwicklung von Atomwaffen in Entwicklungsländern zu verhindern, würden so untergraben.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer forderte die Bundesregierung unterdessen auf, in aller Öffentlichkeit gegen weitere Atomwaffentests Stellung zu nehmen. Scheer warnte ebenfalls vor einer „Kettenreaktion“, wenn auch andere Staaten weitere Tests durchführen sollen. Eine Wiederaufnahme der Tests sei ein „politischer Sprengsatz“ gegen alle Bemühungen um eine Nichtverbreitung von Atomwaffen. lieb

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