: Happelscher Fußball und Psychoanalyse
■ Beim FreizeitkickerInnen-Turnier in Eimsbüttel waren neun Frauen- und 29 Männer-Teams am Start
in Eimsbüttel waren neun Frauen- und 29 Männer-Teams am Start
Nicht ganz erfolgreich waren die Bad Girls, die beim 11. Eimsbütteler Freizeitkickerinnen-Turnier den ersten und den letzten Platz belegen wollten: Souverän ließen die „Bad girls II“ zwar allen weiteren acht Frauenteams den Vortritt, den Sieg jedoch errang die auch im Vorjahr erfolgreiche „Solidarität Kreuzberg“ mit schnörkellosem Angriffskick anstelle der Bad Girls.
Unerwartet schweres Spiel hatten die Berlinerinnen im Finale gegen „Donna Wetter“, bei ihrer Premiere im Vorjahresturnier noch ganz am Schluß leuchtend, überzeugten diesmal durch Schnelligkeit und Rasanz, mit der sie die Kreuzbergerinnen bis fünf Minuten vor Schluß in Schach hielten. Dann fielen, Fußball kann so gnadenlos sein wie der pausenlos auf den Grantplatz prasselnde Dauerregen, zwei Solidaritäts-Tore und wieder trat der Gretel Bergmann-Pokal die Reise nach Berlin an.
Melancholisch, ja fast romantisch ging es bei den Herren zu, die in diesem Jahr zum 16. Mal Gelegenheit hatten, die ultimativen Lokalmatadoren der autonomen Kickerszene zu ermitteln. Motto: St. Pauli ist nicht abgestiegen und auch wir sind noch da. „Mit Euch ist ein würdiger Nachfolger dem Sumpf des konventionellen Fuballs entrissen worden“, texteten die SpielerInnen des FC Chaos, die erstmals beim Turnier ein Tor erzielten und damit wider allen Bemühungen zwei Mannschaften hinter sich ließen, auf einer Urkunde. Diese überreichten sie während der Siegerehrung im HEBC-Clubheim wehmütig den Mannen der Schwarz-Rot-Antifa-Nord, die mit Vehemenz versicherten, nicht vorsätzlich auf den letzten Platz und damit verbunden den Hans Hubert Vogts-Pokal gespielt zu haben: „Wir hatten einfach eine schwere Gruppe“.
Im Gegensatz zum Underground setzte sich in den verschmähten konventionelleren, also einstelligen Turniergefilden bewährtes durch. Die finale Schlammschlacht, der Sparbierplatz erinnerte um 18 Uhr ans rote Meer, lieferten sich der Vor- und der Vorvorjahressieger. Also „Inter Stadtpark“ gegen „FC ber-Ich“. Das noch im dreizehnten Jahr größtenteils aus Psychos bestehende und im letzten Jahr bereits in der Vorrunde gescheiterte Ego-Team entschied aufgrund effektiver Chancenverwertung den Sieg mit 2:0 für sich. Übertönt wurde die Übergabe des August Postler- Pokals lediglich durch die Gesänge der bereits zum 16. Mal aufspielenden und vor drei Jahren mit dem Treuepokal geehrten Jungs von „Rote Beete “, denn die Gemüse- Kicker scheiterten im Halbfinale bereits zum vierten Mal in Folge an den Freudianern. „Wir kombinieren Happelschen Fuball mit Psychoanalyse“, weiht ber-Ichler Uli Cremer in deren Rezeptur des Erfolges ein. Die Intellektuellen und das Bolzen, das weiß die Zuhörerin nun, sind eine Wissenschaft für sich.
Zur großen Freude von Organisator Gerald Kempski erspielte sich eines der beiden teilnehmenden ausländischen Teams den dritten Platz. Das Haus der Jugend St. Georg setzte sich im Elfmeterschießen
1gegen den erstmals in Hamburg antretenden „Tornado Gnadenlos“ aus Berlin durch.
Und die shooting-stars des Vorjahres? Die Mannen, die sich zur Überraschung aller schwul und souverän von Null auf Zwei spielten? Nun, der SV Startschuß erkickte
1nur den 26. Platz. Noch immer arg pressiert vom Turnier vor zwei Wochen in London, fielen einige Mitspieler verletzungsbedingt aus. Das messen auf internationalem Terrain, erfordert wohl mehr Härte als jenes auf Eimsbütteler Grant. Claudia Thomsen
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