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Eskalation verlängert Präsenz des US-Kontingents

■ Mit der Aktion in Somalia wollte Bill Clinton Glaubwürdigkeit und Effektivität von UNO-Truppen beweisen, wurde aber durch Bosnien umgehend widerlegt

Die Fernsehbilder sind mittlerweile auf eine perverse Art vertraut: schwarze Umrisse von Häusern und Fabriken, getaucht in chlorgrünes, fast fluoreszierendes Licht, das manchmal durch das grelle Aufflackern von Explosionen durchbrochen wird. Der akustische Hintergrund wird durch dumpfes Knallen hergestellt, während aus dem Studio heraus die Stimmen von Militärexperten zu vernehmen sind, die sich endlos über die Zielgenauigkeit der „AH-1 W Super Cobra“-Helikopter oder über die Feuerkraft der „AC-130 H Specter“-Kampfflugzeuge auslassen.

CNN war wieder einmal live beim Kampfeinsatz US-amerikanischer Truppen dabei. Dieses Mal begann die Übertragung fast zeitgleich mit dem Befehl zum Angriff auf Stellungen des somalischen „Warlords“ Mohamed Aidid in Mogadischu – ein Akt der Vergeltung für dessen Anschlag auf pakistanische Blauhelme, bei dem letzte Woche 23 Peace Keeper getötet worden waren. Nach der von Generalstabschef Colin Powell definierten Rolle der „Kavallerie“, die kurz ins Getümmel einreitet, aufräumt und wieder davonzieht, haben die USA unter Regie der UNO den Part des Rächers übernommen. Bei der Attacke auf Aidid demonstrierte sie jene militärische Überlegenheit, deren Anwendung manche gern in Bosnien sähen. Der Militäreinsatz sei notwendig gewesen, „um bewaffneten Gangs ein klares Signal zu senden; um die große Mehrheit der Somalis zu schützen, die sich nach Frieden sehnen; um die Sicherheit unserer Truppen zu erhöhen, die immer noch dort stationiert sind, und um den Tag herbeizuführen, an dem sie sicher nach Hause zurückkehren können; und schließlich um die Effektivität und Glaubwürdigkeit der UNO-Peace Keeper in Somalia und der ganzen Welt zu stärken.“ Der so sprach, war der Oberbefehlshaber und Präsident der USA, Bill Clinton. Es war der erste Militäreinsatz, den er angeordnet hat – und in den Augen mancher Militärs mag dies ein Art Initiationsritual gewesen sein für den Mann, dem man schon im Wahlkampf unterstellte, er könne keine Armee führen, weil er selbst nie eine Uniform getragen hat.

Allerdings kam Clintons Erklärung an die Nation nicht allzu überzeugend an, weil er sie im Rahmen einer Radioansprache vom Blatt ablas. Dummerweise ließ er sich dabei filmen, was ihm dann im Fernsehen eher den Anschein eines Pentagon-Boten verlieh.

Davon einmal abgesehen dürften einige Aspekte seiner Rede eher fromme Hoffnung als realistische Prognose sein. Daß die 4.200 US-Soldaten, die von den ursprünglich rund 30.000 Soldaten der „Operation Restore Hope“ in Somalia zurückgeblieben sind, bald nach Hause kommen, ist nach der jüngsten Eskalation unwahrscheinlicher denn je. Eine stärkere Präsenz von US-Bodentruppen, integriert in das Kontingent von UNO-Blauhelmen, hätte vielleicht sogar verhindert, was letzte Woche geschah, als Angehörige von Aidids Truppen die schlecht ausgerüsteten pakistanischen Peace Keeper in einen Hinterhalt lockten. Ob nun die Rolle der UNO durch diese Vergeltungsaktion gestärkt wird, erscheint ebenfalls fraglich. Vorerst hat sie lediglich bewiesen, daß sie unfähig ist, ihre Blauhelmverbände so zu bestücken, daß sie gar nicht erst in solche Situationen geraten.

Clinton selbst kann seinen Satz von der Glaubwürdigkeit und Effektivität der UNO weltweit kaum geglaubt haben, gingen doch am selben Tag Bilder aus Bosnien über den Bildschirm. Dort waren britische UNO-Soldaten nicht einmal in der Lage, die Fahrer von Hilfskonvois davor zu schützen, von kroatischen Scharfschützen vom Steuer ihres Lasters geschossen zu werden.

Innerhalb der USA gibt es nach wie vor Stimmen, die sich für eine eindeutige Führungsrolle Washingtons bei „humanitären Interventionen“ stark machen – nicht nur in Bosnien. Allerdings sind dies längst nicht mehr die Falken aus den Zeiten des Kalten Krieges, sondern zunehmend Vertreter von Hilfsorganisationen, Menschenrechtsgruppen und liberale Senatoren. Nicht nur in Somalia ist Washington mit den Folgen seiner Politik des Kalten Krieges konfrontiert, sondern auch in Angola, mit der von Jonas Savimbi geführten Unita, einst enger Verbündeter der USA; in Zaire mit Präsident Mobutu Sese Seko, der über 25 Jahre als Garant gegen Moskau mit Militär- und Wirtschaftshilfe belohnt wurde und nun von Außenminister Christopher als „korrupter Diktator“ eingestuft wird. Manche Politiker, unter ihnen der demokratische Senator Paul Simon aus Illinois, fordern nun stärkeren Druck seitens Washingtons, um Mobutu ins Exil zu zwingen. Schließlich ist die Situation in Liberia akut, wo vor einer Woche Hunderte von Zivilisten Opfer eines Massakers wurden, die USA jedoch eine Intervention den benachbarten Staaten und der OAU überlassen wollen. Andrea Böhm, Washington

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