piwik no script img

Nur Bremerhaven liegt im SPD-Trend

■ Bremer Osten gab Ausschlag für „niedersächsisches“ Abstimmungsergebnis: Schröder ganz vorne

Wenn in Bremerhaven oder Bremen-Nord am Sonntag der SPD-Vorsitzende gewählt worden wäre, dann hätte Rudolf Scharping mit 42,5 bzw. 34,5 Prozent gewonnen. Gerhard Schröder konnte sich im Land Bremen nur deshalb knapp durchsetzen, weil der Bremer Osten mit der größten Zahl an SPD-Mitgliedern (4.235 von 10.497) und der höchsten Wahlbeteiligung für ihn stimmte. Heidemarie Wiczorek-Zeul gewann im Bremer Westen knapp vor Schröder (37:35 Prozent) und kam auch im Osten auf einen guten zweiten Platz — im bremischen Gesamtergebnis lag sie so mit 33,7 Prozent nur knapp hinter Schröder (35,1).

Die Bremer SPD veröffentlichte gestern diese Ergebnisse ohne schlüssige Erklärung dafür, daß Bremen vom Bundestrend so weit entfernt abstimmte. In der Öffentlichkeit hatten Bremer SPD-Politiker nicht eindeutig für den einen oder die andere KandidatIn Partei ergriffen. Die Positionen der drei KandidatInnen liegen nicht so weit auseinander, daß Stil- und Geschmacksfragen nicht den Ausschlag geben konnten. Eindeutig nahm am Montag der Bremer Bürgermeister Wedemeier Stellung: Die Frage der Kanzlerkandidatur sei erneut völlig offen, so daß wieder „in aller Ruhe über Oskar Lafontaine geredet werden könne“, meinte er.

Die Grünen in Niedersachsen bewerten den Ausgang der SPD-internen Wahl als Votum für eine große Koalition in Bonn. Aus der Sicht des CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 1994, Christian Wulff, hat Schröder von seiner Partei „die Quittung für sein rücksichtsloses Machtstreben“ erhalten. In Niedersachsen habe immerhin jedes dritte SPD- Mitglied gegen ihn gestimmt.

Der niedersächsische Landesvorsitzende Johann Bruns war gleichzeitig erleichtert darüber, daß die SPD den Wahlkampf 1994 nicht mit einem Spitzenkandidaten auf Abruf führen müsse. Gleichzeitig erklärte er, er wolle sich aus der Landespolitik zurückziehen, Schröder müsse solle nun auch Landesvorsitzender werden. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen