: Herrn Kohls fremden- freundliches Land
Am 9.6.93 war ich mit meiner 3. Klasse im Aquarium. Auf dem Rückweg fuhren wir mit der U-Bahn-Linie 1 Richtung Kreuzberg. Es war heiß, die Kinder waren müde, sie fanden nicht alle einen Platz. Wurde ein Platz frei, setzte sich ein Kind, ein anderes tauschte seinen Platz, um neben der Freundin zu sitzen.
Eine ältere Frau, die in der U-Bahn saß, fing folgendes Gespräch mit mir an:
„Zu meiner Zeit waren wir besser erzogen!“
„Das sagen alle älteren Leute jeder Generation.“
„Als ich jung war, wurde pariert!“
„Es ist die Frage, ob das gut war.“
„Die Kinder heute machen, was sie wollen!“
„Das denke ich nicht.“
Als die Frau merkte, daß ich Verständnis für das Verhalten der Kinder hatte, sagte sie vorerst nichts mehr. Beim Aussteigen allerdings sagte sie zu einem ausländischen Kind: „Wenn ihr euch so benehmt, müßt ihr euch nicht wundern, wenn eure Häuser angezündet werden!“Maria Platzek, Berlin
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