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Eine Männerriege regiert den Freistaat Bayern

■ Ministerpräsident Stoiber hat sein Kabinett zusammengebastelt / Skandalmann Wiesheu wird Wirtschaftsminister / Lang muß gehen / Frauen in der zweiten Reihe

München (taz) – Einen Menschen im Suff totfahren und dann Minister werden – in Bayern kein Problem. Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sein neues Kabinett zusammengestellt, mit dem er in das für die CSU schicksalsträchtige Superwahljahr 1994 ziehen will. Vier Minister aus der Mannschaft von Max Streibl müssen ihren Hut nehmen, darunter auch Wirtschaftsminister August Lang. Sein Nachfolger ist der Freisinger Otto Wiesheu. Der bisherige Innenstaatssekretär Günter Beckstein wird künftig als Innenminister im Freistaat für Sicherheit und Ordnung sorgen. Der Agrarexperte und Europaabgeordnete Reinhold Bocklet wird heute als neuer Landwirtschaftsminister vereidigt und Kultusstaatssekretär Hermann Leeb löst Mathilde Berghofer-Weichner im Justizministerium ab. Mit dem Ausscheiden der „eisernen Lady“ gibt es künftig in Bayern keine Frau mehr im Range eines Ministers.

„Der Stuhl wurde unter mir weggezogen und ich bin hinuntergeplumpst“, kommentierte August Lang sein Ausscheiden aus dem Kabinett. Otto Wiesheu soll nun die politischen Richtlinien für die Wirtschaft festlegen. Der 49jährige Jurist, ein Zögling von Franz-Josef Strauß, zog 1974 in den bayerischen Landtag ein, wurde 1982 Staatssekretär und im April 1983 CSU-Generalsekretär. Sieben Monate später rammte er auf der Autobahn in alkoholisiertem Zustand mit seiner Limousine einen polnischen Kleinwagen. Ein Rentner kam dabei ums Leben. Der CSU-General wurde zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Danach zog die CSU den passionierten Sportflieger Wiesheu erst einmal aus dem Verkehr. Franz-Josef Strauß schickte ihn als Geschäftsführer der Hanns-Seidel-Stiftung in die Warteschleife. 1990 wurde Wiesheu zum Kultusstaatssekretär ernannt. Dort tat er sich auf dem Höhepunkt der Asyldebatte mit dem Satz hervor: „Auch wir werden politisch verfolgt von den Grünen und der SPD und haben deshalb noch lange keinen Asylanspruch.“

Der Nürnberger Günther Beckstein, seit mehr als vier Jahren als Staatssekretär im Innenministerium Stoibers rechte Hand, darf nun selbst auf dem Ministersessel Platz nehmen. Damit hat sich Becksteins schnelle Festlegung auf Edmund Stoiber als Nachfolger von Streibl bezahlt gemacht. Lange war gemunkelt worden, CSU-Parteichef Theo Waigel würde deswegen gegen Becksteins Berufung votieren, aber Stoiber hat sich auch hier gegen Waigel durchgesetzt. Einen Erfolg konnte Waigel dennoch verbuchen. Stoiber wollte CSU-Generalsekretär Huber durch ein Ministeramt ins Kabinett locken. Der Waigel-Vertraute zog jedoch das Partei- dem Regierungsamt vor.

Entgegen vorherigen Ankündigungen stellt sich Stoibers Ministerriege als reine Männerclique dar. Lediglich bei den Staatsekretären tummeln sich vier Frauen, darunter die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier als Sozialstaatssekretärin im Kultusministerium. Bernd Siegler

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