Mit den Touristen kamen die Bücher

■ Gespräch mit Regine Kiepert, Geschäftsführerin einer geographischen Fachbuchhandlung, über den Reiseführermarkt

taz: Es gibt ungefähr 170 Reihen auf dem Markt. Sind das nicht 130 zuviel?

Regine Kiepert: Grundsätzlich ja, da viele die gleiche Zielsetzung verfolgen, fällt die Unterscheidung oft nur nach allgemeinen Kriterien wie konventionell, alternativ oder Kunstreiseführer aus.

Wie helfen Sie den Leuten durch den Dschungel der Reiseführer?

Erst einmal schaue ich mir die Leute an und mache mir ungefähr ein Bild von dem- oder derjenigen, ob sie eher alternativ, abenteuerlustig, konventionell oder kunstinteressiert sein könnten.

Sehen Sie Ihren KundInnen an, welche Reiseführer zu ihnen passen?

Das ist natürlich erst mal ein Vorurteil. Oft täuscht man sich auch. Natürlich berate ich erst, nachdem ich nachgefragt habe, was sich die KundInnen vorstellen.

Was sind Ihre Qualitätskriterien für einen guten Reiseführer?

Auch alternative Reiseführer sollten Wert auf gute Karten legen. Selbstgezeichnetes kommt nicht gut. Dann natürlich die Aktualität. ein Reiseführer sollte nicht älter als drei Jahre sein. Je nach Nutzerbedürfnis sollte er für die Reise leicht transportierbar, gebrauchsfreundlich und gut gebunden sein. Für Nach- oder Vorbereitung sollten Länderinformationen über das praktische Wissen hinaus gegeben werden.

Kauft eher der Pauschal- oder der Individualtourist einen Reiseführer?

Auf jeden Fall der Individualtourist. Pauschaltouristen werden oft schon von den Veranstaltern mit Reisematerial und Infos versorgt.

Wie sieht das Preis-Leistungs- Verhältnis bei Reiseführern aus?

Eigentlich sind sie sehr teuer. Die billigeren sind auch oft sehr oberflächlich. Allerdings weiß ich auch, daß die Produktionskosten sehr hoch sind. Bei dem herrschenden Konkurrenzkampf auf diesem Gebiet pendelt sich der Preis aber, glaube ich, automatisch ein.

Gibt es eine Hochsaison für Reiseführer?

Früher war es eindeutig die Ferienzeit. Inzwischen verreisen aber auch viele Singles in der Zwischensaison. Prinzipiell kann man sagen, daß im Frühjahr, wenn es grün wird, viele Wanderer und Bergsteiger kommen. Im Sommer ist immer noch eine Verkaufsspitze, dann sind insbesondere auch Regionalführer gefragt, im Winter steigt die Lust auf Tropen.

Können Sie erkennen, welches Reiseziel gerade in ist?

Ja, als zum Beispiel vor fünf, sechs Jahren die Türkei in wurde, gab es noch wenige Bücher auf dem Markt, und die Nachfrage war groß. Inzwischen sind die Regale voll damit, aber der Boom ist vorbei. Zur Zeit interessieren sich viele für die Mongolei, ein Gebiet, das kaum abgedeckt ist. Steigende Nachfrage ist auch bei den USA aufgrund des günstigen Dollarkurses, Südamerika und Südostasien.

Sie sind in erster Linie ein Fachgeschäft für Landkarten. Wie groß ist die Nachfrage bei Spezialkarten?

Natürlich freut sich ein Kunde, wenn er einen besonders kleinen Maßstab zu Botswana bei uns bekommt. Aber Spezialkarten sind ein besonderer Luxus für ein Geschäft, der sich nur schwer rechnet. Wir sind spezialisiert auf Skandinavien. Aber der Kunde kann bei uns alle weltweit erhältlichen Karten bekommen.

Reisen Sie mit Reiseführern?

Natürlich, ich nehme immer unterschiedliche Führer mit. Nach der Reise kann ich dann die einzelnen Bände am besten einschätzen. Ich lege vor allem Wert auf praktische Hinweise, da ich keine Pauschaltouristin bin. Edith Kresta

Geographische Fachbuchhandlung Schropp, Lauterstraße 14–16, 1 Berlin 41