: Aidid spielt Katz-und-Maus
■ UNO-Angriff forderte viele Tote / Vereinzelte Kämpfe in Mogadischu
Mogadischu (AP/dpa/wps) – Die UNO-Soldaten in Somalias Hauptstadt Mogadischu haben gestern ihre Suche nach General Farah Aidid fortgesetzt. Am Donnerstag abend hatten sie das Digfer-Krankenhaus am Rande Mogadischus gestürmt, wo sich Aidid angeblich verschanzt hatte – aber den warlord nicht gefunden. Das Krankenhaus, das zuvor die Einlieferung von 54 getöteten Somalis gemeldet hatte, wurde bei dem Angriff schwer beschädigt. Über 100 verwundete Somalis befanden sich noch darin.
Wieviele Opfer die schweren Kämpfe vom Donnerstag tatsächlich gefordert haben, ist noch nicht klar. Die UNO spricht von fünf getöteten Blauhelmsoldaten – vier Marokkaner und ein Pakistani – und 19 toten Somalis. Die Angaben der Krankenhäuser über die Zahl der toten Somalis sind viel höher. Der Aidid-treue Dachverband mehrerer somalischer Organisationen „Somalische Nationalallianz“ (SNA) zählt 120 Tote auf Seiten der Somalis und 58 unter den UNO-Militärs. 14 UNO-Soldaten, darunter zwei US-Amerikaner, seien gefangengenommen worden.
Wo sich Aidid selber aufhielt, blieb unbekannt. Ein SNA-Sprecher sagte, Aidid habe die Hauptstadt nie verlassen. Ein französischer Radiosender hatte zuvor gemeldet, der General bewege sich in Richtung seiner Geburtsstadt Belet Huen, wo die deutschen Blauhelmsoldaten stationiert sind. Am Donnerstag abend hatte er eine zweistündige, von nationalistischen Liedern unterbrochene Radioansprache gehalten.
In Mogadischu gab es gestern noch vereinzelte Angriffe von Heckenschützen auf UNO-Militärs. Kampfhubschrauber überflogen die Stadt. Pakistanische Soldaten nahmen unterdessen Journalisten auf eine Tour zu der eroberten Aidid-Villa mit. Reporter fanden dabei Adreßbücher mit Aidids Ansprechpartnern in Ländern wie Saudi-Arabien, die die UNO-Soldaten bei ihrer Durchsuchung offenbar vergessen hatten.
Hilfsorganisationen widersprachen der Auffassung Clintons, wonach die Militäraktion in Somalia ein Erfolg war. Eine solche Feststellung sei verfrüht, sagte ein Mitarbeiter des britischen Kinderhilfswerks „Save the Children Fund“. Die SNA bezeichnete die Äußerungen von US-Präsident Clinton als eine „Kriegserklärung an das somalische Volk“.
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