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Sudan als nächstes Ziel der USA?

■ US-Polizeikreise ziehen Verbindungslinien zwischen den in New York verhafteten mutmaßlichen „Terroristen“ und der Regierung des Sudan / Sudans Präsident reist zu Blitzbesuch nach Ägypten

Kairo/New York (taz/wps) – Nach den Verhaftungen von acht mutmaßlichen „Terroristen“ in New York, darunter fünf Sudanesen, und unter dem Eindruck des erneuten US-Militärschlages gegen den Irak versucht sich das sudanesische Militärregime in Schadensbegrenzung. Sudans Präsident Omar al-Beschir kündigte einen Blitzbesuch bei seinem ägyptischen Amtskollegen Hosni Mubarak an. US-Geheimdienstkreise erklärten unterdessen, sie würden prüfen, ob Sudan auf die Liste der Länder gesetzt werden sollte, die nach US-Ansicht den internationalen Terrorismus unterstützen.

Die Verhafteten in den USA wollten nach Angaben der Polizei am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, in New York das Hauptquartier der Vereinten Nationen, das FBI-Zentrum und das Federal Building in die Luft sprengen. UNO-Generalsekretär Butros Ghali, Ägyptens Präsident Mubarak und mehrere US-Politiker sollten ermordet werden. Zwei Mitarbeiter der sudanesischen Botschaft seien an der Vorbereitung der Anschläge beteiligt gewesen. Die Verhafteten seien Anhänger des in den USA lebenden ägyptischen Scheichs Omar Abdel-Rahman; ihre Pläne seien durch den in die Nähe des Scheichs eingeschleusten ägyptischen FBI-Informanten Ali Salem aufgedeckt worden.

Der sudanesische Außenminister Hussein Abu Saleh wies am Samstag jegliche Verbindung zwischen seiner Regierung und der in New York ausgehobenen Terrorgruppe zurück. Auf einer Pressekonferenz in Kairo zog der Minister ferner in Zweifel, daß es sich bei den fünf festgenommenen Verdächtigen mit sudanesischen Pässen tatsächlich um Staatsbürger des Sudan handelt. „Keiner unserer Diplomaten hat irgend etwas damit zu tun, und keiner ist vom FBI verhört worden“, hieß es außerdem in einer Stellungnahme der sudanesischen UNO-Botschaft.

Auch die US-Behörden geben zu, daß sie keine Beweise für direkte sudanesische Regierungsbeteiligung an den angeblich geplanten Attentaten besitzen. „Ich glaube nicht, daß es bis jetzt irgendwelche Beweise im Sinne spezifischer Verbindungen zu Führern in spezifischen Ländern gibt“, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstkomitees im Repräsentantenhaus, Dan Glickman. „Aber es ist ziemlich klar, daß das Geld von bestimmten Ländern kommt und daß Leute in Ländern wie Sudan ausgebildet werden.“

Die Affäre sowie das von einem ägyptischen Diplomaten als „delikat“ bezeichnete Treffen zwischen Baschir und Mubarak droht den Staatengipfel der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) zu überschatten, der heute in der ägyptischen Hauptstadt beginnt. Ohnehin ist die Tagesordnung des Gipfels stark von den Prioritäten der arabischen OAU-Mitglieder bestimmt, die die Finanzierung der nahezu bankrotten Organisation sicherstellen. Wie schon beim letztjährigen Gipfel in Senegals Hauptstadt Dakar werden keine konkreten Beschlüsse zum Dauerbrenner „Konfliktverhütung“ erwartet. Beim vorbereitenden Außenministertreffen letzte Woche wurde eine Resolution verabschiedet, in der die harte UNO-Vorgehensweise in Somalia begrüßt und eine Ausweitung der UNO-Militärpräsenz auf die Grenzen zu Dschibuti, Kenia und Äthiopien gefordert wird. D.J.

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