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„Verderbt“ und „feige“

■ Bagdad und Washington überbieten sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen

Der regierende Revolutionäre Kommandorat des Irak hat sich in einer Botschaft „im Namen Gottes, des Gnädigen und Mitleidigen“, an die irakische Bevölkerung gewandt: „Dieser Angriff ist eine offenkundige Demonstration der Wolfsnatur der amerikanischen Hegemonie über die Welt. Eine vollkommen ungerechtfertigte Anklage ... amerikanischer Kreise und ihrer Agenten in Kuwait hat für die USA ausgereicht, ihre Raketen gegen Bagdad abzufeuern und ihre friedlichen Einwohner zu ermorden. Dieser feige Angriff verdeutlicht das Ausmaß der Verderbtheit, das die Welt erreicht hat, seit die USA die Kontrolle über ihr Schicksal erlangt hat. Das Schweigen der UNO und der Staaten der Welt zu dem aggressiven imperialistischen Verhalten gegen Irak und andere Staaten hat zu einer amerikanischen Politik geführt, die die Tyrannei in einem Ausmaß vergrößert, das die Sicherheit, den Frieden und die Gerechtigkeit auf der Welt bedroht.“

US-Präsident Bill Clinton sagte am Samstag abend Ortszeit, daß er den Militärschlag angeordnet habe, damit sich Saddam Hussein drei Sachen merke: „Wir bekämpfen jede Art von Terrorismus, wir werden jeglicher Aggression entschieden entgegentreten, und wir werden unser Volk beschützen.“ Vor der Presse erklärte Clinton dann am nächsten Morgen: „Wir können einen solchen Schlag (die Verschwörung zur Ermordung von George Bush) gegen unsere Nation nicht unbeantwortet lassen und haben es auch nicht. Vom ersten Tag unserer Unabhängigkeit an hing die Sicherheit Amerikas von der Klarheit dieser Botschaft ab: ,Tretet uns nicht auf die Füße.‘ Saddam hat wiederholt den Willen der internationalen Gemeinschaft verletzt, aber dieser Versuch eines Tyrannen, sich an dem Führer der Golf-Alliierten zu rächen, ist sowohl ekelhaft als auch feige. Wir danken Gott, daß er erfolglos war. Wenn Saddam und sein Regime weitere illegale provozierende Aktionen planen, können sie sich unserer Antwort sicher sein.“ dpa

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