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Touristen zittern, Kurden sterben

■ 26 Türkei-Touristen bei Anschlag verletzt / Türkische Regierung beschuldigt PKK

Bonn/Ankara (dpa/taz) – Nach den Anschlägen im türkischen Touristenzentrum Antalya, bei denen insgesamt 26 in- und ausländische Gäste zum Teil schwer verletzt wurden, gerät die deutsche Tourismusindustrie in Panik. Mehrere Touristikunternehmen, darunter LTU, NUR-Reisen, TUI und ITS, haben ihren KundInnen kostenlose Umbuchungen von für diese Woche gebuchten Türkei-Reisen angeboten. Der Präsident des Deutschen Reisebüro-Verbandes, Otto Schneider, sagte, falls das Auswärtige Amt eine Warnung vor Türkeireisen ausspreche, könnte es sich kaum ein deutscher Reiseveranstalter mehr leisten, weiter Reisen dorthin anzubieten. Das Auswärtige Amt wies auf ein „erhöhtes Sicherheitsrisiko“ in Antalya hin, sprach jedoch keine generelle Reisewarnung für die Region aus.

Die türkische Regierung bemüht sich nach Kräften, eine Panik unter Touristen in Antalya, dem wichtigsten Ferienzentrum des Landes, zu verhindern. Der Staatssekretär im Tourismusministerium, Korel Göymen, versuchte das gestern mit dem beruhigend gemeinten Satz: „Solche Dinge geschehen ja nicht nur bei uns, Bombenanschläge gibt es doch überall.“

Die türkischen Behörden machen die kurdische Guerilla PKK für die Attentate verantwortlich. Noch am Sonntag abend wurden in Antalya zwölf Personen verhaftet. Auch in Bonn nehmen nach den Anschlägen von Antalya und den Konsulatsbesetzungen und Anschlägen auf türkische Einrichtungen in Europa die Bemühungen für ein Verbot der PKK zu. Außenminister Klaus Kinkel sprach sich gestern für ein Verbot der PKK aus, „wenn die sachlichen und rechtlichen Voraussetzungen vorliegen“. Er appellierte an die Organisation, ihre Auseinandersetzungen mit der türkischen Regierung nicht auf deutschem Boden auszutragen, auch wenn er die Probleme der Kurden in der Türkei sehr wohl sehe und verstehe. In Köln berieten die Verfassungsschutzpräsidenten von Bund und Ländern gestern in einer Sonderkonferenz über ein Verbot der PKK. Die Sicherheitsexperten halten es jedoch für „schwierig“, „der PKK beizukommen, weil sie in viele Unterorganisationen aufgeteilt ist“. Diese Teilorganisationen hätten ausschließlich die Aufgabe, die Arbeit der PKK zu tarnen.

Oppositionelle in der Türkei berichten unterdessen, das türkische Militär habe seinen Krieg gegen die PKK in Türkisch- Kurdistan beträchtlich verschärft. Nach Angaben des Menschenrechtsvereins der Stadt Diyarbakir führen große Militärverbände in der Gegend um die Städte Mardin und Silopi, in denen sich Hunderttausende kurdische Flüchtlinge befinden, „Manöver“ durch. Allein in Diyarbakir und Umgebung sollen sich 500.000 Flüchtlinge aufhalten.

Übergriffe auf die großen Städte Türkisch-Kurdistans, die bisher von militärischen Angriffen verschont geblieben waren, würden befürchtet. Mehrere Dörfer seien bereits völlig zerstört, ihre Bewohner befänden sich auf der Flucht. Ein Bewohner des Dorfes Sebane wird mit den Worten zitiert: „Die Staatskräfte beschossen zuerst das Dorf, dann drangen sie in das Dorf ein, trieben alle aus den Häusern, zerschlugen alle Gegenstände in den Häusern und zündeten sie an.“ Seiten 9 und 10

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