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Die Bauministerin macht ihrem Namen Ehre

■ Irmgard Schwaetzer unterstützt den Verein Pfefferwerk sowenig wie der Senat, aber alle bekunden ihre Hilfsbereitschaft / Baustadträtin: Finanzsenator ist „unfair“

Die Worte von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hatten Mut gemacht: Sie werde sich für den Verein „Pfefferwerk“ aus dem Prenzlauer Berg einsetzen, versprach sie, als sie dessen Vertreterinnen und Vertretern Anfang Mai einen Sonderpreis des Wirtschaftskreises Hannover überreichte. Doch wie die städtebauliche Auszeichnung nicht dotiert war, so entpuppt sich auch die ministerielle Zusage als Geschwätz: Im Bundesbauministerium sei das Pfefferwerk oder gar eine Zusage für Hilfe völlig unbekannt, heißt es in dessen Presseabteilung.

Die Vereinsmitglieder sind Kummer dieser Art längst gewohnt: Seit sieben Jahren kämpfen sie um ein soziokulturelles Zentrum auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Pfeffer, dem Pfefferberg. Doch seit der Senat seine Hand auf die 12.000 Quadratmeter Nutzfläche gelegt hat, hängen die über 40 Projekte in der Luft.

Trotz Zusagen: Die Gebäude verfallen

Der erhoffte Erbpachtvertrag ist in weiter Ferne: Bislang wurde davon ausgegangen, daß der Pfefferberg je zur Hälfte Bund und Land gehört, nun hat ein Alteigentümer Ansprüche angemeldet. In der Senatsverwaltung wird zwar erzählt, daß weder dieser noch der Bund wirkliches Interesse am Gelände hätten. Doch mit Ersatzflächen und Abfindungen tut sich der Senat schwer. Unterdessen verfallen die Gebäude weiter, geplatzte Rohre verursachten im Winter enorme Schäden. „Trotzdem haben wir für diesen Sommer Räume gemietet, um unserem Anspruch Nachdruck zu verleihen“, betont Sprecher Peter Görbing.

Um die verschiedenen Projekte für Kinder und Senioren, die Aktionen der Nachbarschaftshilfe und musisch-kultureller Arbeit auch jetzt schon professionell unterstützen zu können, wurde 1991 die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) Pfefferwerk gegründet, die 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Streit um den Denkmalschutz im Sanierungskonzept

Übergeordnetes Ziel des Vereins bleibt aber, den verstreut arbeitenden Gruppen auf dem Pfefferberg eine gemeinsame Adresse zu geben. Das Sanierungskonzept mit Finanzierungsplan liege dem Senat seit rund zwei Jahren vor, so Görbing, die Bausenatsverwaltung habe daraus jetzt eine Vorlage erarbeitet. Doch Klaus-Hubert Fugger, Pressesprecher bei Finanzsenator Elmar Pieroth, winkt ab: „Das Finanzierungskonzept ist nicht schlüssig, weder die Sanierung noch die mittelfristige Finanzierung sind gesichert.“ Die Kosten des Projekts seien „eindeutig zu niedrig angesetzt, Denkmalschutzmaßnahmen sind nicht berücksichtigt“.

Dem widerspricht die Vereinsvorsitzende Claudia Nier, Architektin und Baustadträtin von Pankow: „Das ist einfach nicht wahr, der Denkmalschutz ist ein wesentliches Element unserer Maßnahmen.“ Der Finanzverwaltung rate sie zu beachten, daß Denkmalschutz nicht nur mit Geld, sondern auch mit Kopfarbeit zu tun habe. Zudem sei es „unfair von Senator Pieroth“, die Bearbeitung über Jahre zu verschleppen, um dann Zahlen aufgrund steigender Kosten als unrealistisch bezeichnen zu können. Christian Arns

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