: Süße Typen
■ Und noch eine deutsche Komödie
„Abgeschminkt“ von Katja von Garnier ist der neueste Versuch, Wesentliches über das weibliche Geschlecht filmisch auf den Punkt zu bringen. Der Titel ist programmatisch: von Garnier „entlarvt“ die kleinlichen Eitelkeiten und den kindischen Bestätigungswahn hinter der Fassade scheinbar souveräner Weiblichkeit. Maischa ist eine Kombination aus Krankenschwester und Model, Frenzy eine Cartoonistin mit lauthals beteuertem Hang zum Komlizierten. Sie sind Freundinnen, immer füreinander da. Stets solidarisch und nie Konkurrentinnen, insbesondere dann nicht, wenn es um Männer geht – und um Männer geht es ihnen nur.
Auf einer Vernissage, wo sich die anderen Models des Münchener Mikrokosmos zu den beiden Hauptfiguren gesellen, wird denn auch konsequent von „Objekten“ geschwärmt, was in einfallsreicher Verdrehung der Rollen eben die „süßen Typen“ sind. So als hätten sie auch mit Mitte oder Ende Zwanzig ihre Pubertät nicht überwunden, drehen sich alle weiteren Lebensbemühungen der beiden Frauen um die Frage: Wie kriege ich bloß mein Objekt der Begierde rum? Werbeästhetisch inszeniert und musikalisch aufgedonnert, führt uns nun von Garnier die Niedlichkeit der Umkleidesessions und Spiegeltests zweier Frauen vor einem Rendezvous vor. Das wär' ja alles kein Problem, wenn es nur nicht alles wär. Nach einem verkorksten one-night-stand stellt Maischa trotzig fest: Männermuskeln allein machen nicht glücklich! und Frenzy ergänzt lakonisch, nach einer keusch-romantischen Nacht mit einem amerikanischen Soldaten, was Männer schon seit Jahrhunderten wissen: Die Abwesenheit des Geliebten steigert die Kreativität und Arbeitskraft.
Zum Schluß wird ein zusammenfassendes Pamphlet nachgereicht: Maischa und Frenzy – keck auf einem Baum sitzend – warnen alle Mädels und Frauen mit Blick in die Kamera davor, sich auf Beziehungen einzulassen, sofern sie Frauen nur von ihren „eigentlichen“ Ideen abhalten. Worin anders als in Männerumgarnung diese allerdings bestehen sollen, bleibt in „Abgeschminkt“ ein Rätsel. cv
Katja von Garnier: „Abgeschminkt“, Deutschland 1992. Mit: Katja Riemann, Nina Kronjäger u.a.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
