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Johann, Jadwiga...

■ ...und Herr Lutz / Für Schulbusse nochmal: „Aufbruch in die Fremde“

Irgendwo mitten im weitläufigen Hafengebiet von Antwerpen zwischen kreischenden Kränen und rumpelnden Containern stolpert ein Bremer auf der Suche nach einer Kiste. Inhalt: die halbe Ausstellung „Aufbruch in die Fremde“, die in Amerika aufs falsche Gleis geriet. Wenn unser Mann versagt, fällt eine dolle Eröffnung ins Wasser: am Sonntag in Bremen — da tritt Herr Lutz auf.

„Aufbruch in die Fremde — Europäische Auswanderung in die USA über Bremen und Bremerhaven“ war vor einem Jahr der Versuch, Geschichtsunterricht lustiger zu machen. Mit Kopfhörern bewegte man sich durch die nachgebauten Schicksalsorte der Auswanderer „Johann“ und „Jadwiga“, das Weberstübchen, das ärztliche Untersuchungszimmer, durchs Unterdeck und durch die Kontrolle auf Ellis Island. Immer auf den Spuren des Mythos Auswanderung. Und jetzt hat die Ausstellung langsam alles zusammen, was es braucht, selber ein Mythos zu werden. Dazu gehört, daß ein Mann in Antwerpen durch Schiffsbäuche klettert.

Denn nachdem sie in Bremen gut besucht war, wurde „Aufbruch in die Fremde“ auf dem heiligen Boden von Ellis Island gezeigt, der Einwandererschleuse in die Staaten. Dort, das ist wahr, entdeckte ein Frisör (!) die Ausstellung und schaffte sie nach Dallas. Dann zogen Trucks (!) sie bis zur Westküste, nach San Francisco. Das amerikanische Volk war begeistert, eine Begeisterte: „Ich mag die Ausstellung lieber als 'Cats'!“ Und weil im letzten Jahr — die Ausstellung lag mitten in den Sommerferien - praktisch alle Schulkinder verhindert waren, schulbusweise hingekarrt zu werden, läuft „Aufbruch in die Fremde“ in Bremen diesmal gleich bis zum September.

Wer hingeht, begeht mehrere gute Taten. Eine: Er/sie „entdeckt Parallelen zur Situation heutiger Migranten“, wie die beteiligte Bremer Marketingfirma Concerto formuliert — „Aktuelle Beweggründe für die Migration werden nachfühlbar.“ Auf dem „Weg der Empathie“.

Nebenbei arbeiten alle BesucherInnen am feinen Bremen- Little Rock-Projekt mit. Kurz nachdem Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer nämlich die Auswanderer-Ausstellung in den USA eröffnet hatte, traf er sich mit Bill Clinton in dessen Oggersheim. Seitdem sind die Amerikaner ganz wild darauf, auch so ein tolles World Trade Center zu bekommen, wie Bremen eins hat. Und aus eben diesem Little Rock/Arkansas kommt Herr Lutz.

Herr Lutz ist Executive Director der Mid-South-International- Trade-Association und eröffnet am 4. July (Independent Day!) mit Beckmeyer die abermalige Ausstellung: um 11 Uhr in der Unteren Rathaushalle. Falls die Kiste gefunden wird. Bus

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