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Der Verliebte

■ Jean Poirets Film „Das Zebra“

„Können Sie Ihrer Frau auch in fünf Jahren noch ein aufregender, charmanter und leidenschaftlicher Liebhaber sein?“ Der so unverblümt Gefragte schluckt einmal kräftig und krächzt dann: „Ja.“ Der Advokat Hippolyte Pécheral (Thierry Lhermitte) klopft seine Mandanten kräftig ab, bevor er einen Ehevertrag aufsetzt. Hippolyte, seit 15 Jahren mit Camille (Caroline Cellier) verheiratet und Vater von zwei Kindern, ist ein manisch Verliebter. Verliebt in seine Frau und in die Liebe überhaupt.

Seine Frau ist Lehrerin. Im Französischunterricht liest sie mit ihren Schülern „Gefährliche Liebschaften“ von Laclos. Als sie plötzlich von einem Unbekannten leidenschaftliche Liebesbriefe erhält, glaubt sie, ein Schüler sei der Absender. Aber sie ist sich nicht sicher. Sie hat drei Verehrer. Jeder von ihnen könnte es sein. Oder ein ganz Fremder? Schließlich bittet der Unbekannte sie, ihn in einem Hotel zu treffen. Camille erwartet ihn in dem Hotelzimmer, und ihre Aufregung zeigt sich nur in der Art, wie sie ihre Haare richtet, den Rock über den Hüften glatt streicht und ihren Ausschnitt in die richtige Form zieht. Schon lange nicht mehr hat sie so auf jemanden gewartet. Er kommt nicht.

Als Camille ihrem Mann die Briefe zeigt, scheint Hippolyte geradezu aufzublühen. Als könnte die Leidenschaft dieser Briefe auf seine Ehe abfärben. „Die Liebe muß verheerend sein“, schreit er und entwickelt einen Plan, die Spannung wieder zu steigern. Er überrascht seine Frau, schockiert sie und geht ihr auf die Nerven. Er zieht aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus, damit sie ihn wie einen heimlichen Liebhaber erwartet, er brüskiert sie vor Gästen mit leidenschaftlichen Liebeserklärungen und sucht im nächsten Augenblick ihr Einverständnis für einen Partnertausch. Hippolyte will verzweifelt ein großes Drama sein und ist doch nur ein kleiner Kummer. Ein Film über die Unmöglichkeit „erwachsener“ Liebe. as

Jean Poiret: „Das Zebra“, Frankreich 1992. Mit: Thierry Lhermitte, Caroline Cellier u.a.

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