Gemeinsam an der Macht

■ Kambodschas Übergangskoalition

Phnom Penh (dpa/AFP/taz) Die bisher in Kambodscha regierende kommunistische Volkspartei wird in der künftigen Übergangsregierung 13 Ministerien erhalten. Die bei den Wahlen siegreiche Partei Funcinpec erhält nach dem gestern gefaßten Beschluß der verfassunggebenden Versammlung zwölf Ressorts. Die Schlüsselministerien Verteidigung und Inneres teilen sich die beiden Parteichefs Norodom Rannariddh (Funcinpec) und Hun Sen (Volkspartei). Die Funcinpec erhielt außerdem die Ministerien für Auswärtige Angelegenheiten und für Finanzen, die Volkspartei die Ministerien für Justiz, Information und Kultur. Die Versammlung entschied, daß in keinem Ministerium der Ressortchef und sein Stellvertreter derselben Partei angehören dürfen. Die Minister sollen heute vereidigt werden. Mit einem beziehungsweise drei Ministerämtern sind die konservative Molinaka Partei und die buddhistischen Liberaldemokraten in der Regierung vertreten.

Die UNO-Übergangsverwaltung für Kambodscha (UNTAC) begrüßte die Entscheidung der Verfassungsversammlung als Vertrauensvotum für die Übergangsregierung, die bis zur Verabschiedung einer demokratischen Verfassung Ende August amtieren soll. Die Versammlung verabschiedete auch eine Resolution, in der sie die Regierung aufforderte, gegen Korruption zu kämpfen, Menschenrechte einzuhalten und Grenzstreitigkeiten mit Vietnam, Thailand und Laos friedlich beizulegen.

Damit hat sich der zum Staatschef bestimmte Prinz Norodom Sihanouk durchgesetzt. Der hatte bereits kurz nach den Wahlen eine Koalitionsregierung unter starker Beteiligung der bislang herrschenden Kommunisten mit dem Hinweis darauf vorgeschlagen, daß ohne ihre Mitwirkung ein friedlicher Machtwechsel nicht möglich werden würde. Denn sie verfügt immer noch über etwa 150.000 Soldaten und die Polizei. In der vergangenen Woche war die UNO aufgefordert worden, schnell dafür zu sorgen, daß die Auszahlung von Sold und Lohn an die bewaffneten Kräfte gewährleistet ist, um Unruhen und Banditentum zu vermeiden. Unterdessen haben Vertreter der Roten Khmer angekündigt, sie wollten mit Prinz Sihanouk über ihre künftige Rolle in einem neuen Kambodscha sprechen. Am Donnerstag trafen zwei Abgesandte der Gruppierung mit den Chef der UNO-Truppen, John Sanderson zusammen. Ihr bemerkenswertes Anliegen: über eine mögliche Integration der Roten Khmer in die Streitkräfte des Landes zu verhandeln.