: (Sünden-)Fall
■ Betr.: Kardinal Fuchs, taz vom 30.6.93
Nun krittelt doch nicht so unbarmherzig an unserem armen Fuchs herum. Er tut doch nur, was er - wie in zahlreichen Kunstwerken überliefert - tun muß. Er klaut Gans oder Hahn (in Kunstwerken wie romanischen Kapitellen) mit durchaus pädagogischem Hintergedanken: „Er warnt“ — nämlich seinen Herrn oder wen auch immer — „ vor der Unachtsamkeit gegenüber der List des Teufels“, wie im Lexikon für christliche Ikonographie nachzulesen ist.
Und im übrigen brauchen wir Bremer durchaus keinen Ausflug in irgendwelche romanischen Kreuzgänge in Burgund zu unternehmen, um uns von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen, es reicht, die Augen in Bremen zu erheben. Und zwar ganz konkret über das bombastische Bremer Wappen über dem Eingang des Neuen Rathauses hinaus. Geradezu hellseherisch hat Gabriele Seidl dort nämlich Anno 1909-1913 am Fenstergesimse vor Wedemeiers Vorzimmer den allseits bekannten „Sündenfall“ anbringen lassen...
Na, dämmert es Euch jetzt ? Das erklärt doch manches, oder? Wer durch das Tor geht, so meinte wohl Gabriele Seidl, ist vorm (Sünden-)Fall nicht gefeit... Doch ich schweife ab: Schaut Euch mal den Adam aus dem Sündenfall an! Dessen Blöße wird von einem Fuchs verdeckt. Na, da staunt Ihr, was? Und, so darf man dann wohl fragen, tut unser Bremer Fuchs denn etwas anderes? In diesem Sinne weiterhin fröhliches Schaffen Euer Wilhelm Tacke, Pressesprecher beim katholischen Gemeindeverband Bremen
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