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Bölkstoff ohne (Neben)Wirkung

■ Dreizehn alkoholfreie Biere nahm das Öko-Test-Magazin unter die Lupe / Außer PVC im Kronkorken ist mit den Gerstensäften alles okay / Viele schmecken farblos

„Das schmeckt ja so süß wie Malzbier – einfach uninteressant“, findet Öko-Test-Redakteurin Martina Keller nach dem ersten Schluck. In der Hand hält sie ein Glas Löwenbräu Alkoholfrei. Auch der Kollege Thomas Schmitz-Günther, bei uns TSG genannt, ist von dem Schankbier mit nur 0,32 Prozent Alkohol nicht begeistert. Dagegen kommt das Münchner Gerstengetränk bei Regine Cejka ausgesprochen gut an: „Spritzig süffig“, findet es die Redakteurin.

Während der Bierkonsum mit etwa 147 Litern pro Kopf seit Jahren stagniert, sprudeln die Umsätze beim alkoholfreien Gerstengetränk. Etwa 350 Millionen Liter kippten sich die Deutschen davon bereits 1992 hinter die Binde – Tendenz steigend. Die Alkoholfreien, die – wie herkömmliche Biere – nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 nur mit Gerstenmalz, Hefe, Hopfen und Wasser gebraut werden dürfen, sind aber nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch Geschmackssache. Und über Geschmäcker läßt sich bekanntlich streiten.

Öko-Test hat deshalb die Biere nicht von Sensorikexperten degustieren lassen. Dafür haben Chemiker die Inhaltsstoffe von 13 Alhokolfreien unter die Lupe genommen. Alle Ergebnisse sind durchweg erfreulich: Weder das krebserregende und nierenschädigende Schimmelpilzgift Ochratoxin, das immer wieder in Bieren gefunden wird, noch Rückstände von Pestiziden, mit denen Hopfen gegen Schädlingsbefall gespritzt wird, hat das Dr. Wiertz Handels- und Umweltschutzlaboratorium in Hamburg für uns ermittelt. Kein einziger Gerstensaft fiel durch krebserregende Nitrosamine oder Nitrit negativ auf.

Schwefel, oder genauer gesagt schweflige Säure enthalten neun der Biere. Die Chemikalie verursacht in großer Dosierung Kopfschmerzen und entsteht bei der Gärung. Alle Schwefelwerte liegen jedoch so niedrig, daß selbst nach einer alkoholfrei durchzechten Nacht niemand einen Kater am nächsten Morgen befürchten muß.

Nicht ganz so sorglos dürfen Mann und Frau mit dem Restalkoholgehalt umgehen. Er liegt zwar generell unter 0,5 Prozent und damit nicht höher als in einigen Fruchtsäften. Für Alkoholiker, die „trocken“ sind und es bleiben wollen, kann aber auch diese geringe Menge problematisch werden. Da ein alkoholfreies Bier meist wie ein normales riecht, schmeckt und aussieht, kann ein Ex-Trinker schnell wieder Appetit auf Alkohol bekommen. Aus dem gleichen Grund sind alkoholfreie Biere nichts für Kinder. Sie können sich damit schnell an den Geschmack gewöhnen und dann später auf alkoholhaltiges Bier umsteigen.

Auch wenn alle alkoholfreien Gerstensäfte in umweltfreundlichen Pfandflaschen angeboten werden, zehn enthalten im Kronkorken den Umweltschadstoff PVC. Aus diesem Grund sind nur drei Produkte „empfehlenswert“, die anderen kann Öko-Test nur mit Einschränkung empfehlen.

Alkoholfrei werden die Biere nach unterschiedlichen Methoden. Energieaufwendig ist das Verfahren, den Alkohol nach abgeschlossener Gärung wieder zu entziehen. Angewandt wird es beispielsweise für Beck's Alkoholfreies Pilsener. Energiesparender sind biologische Verfahren, die direkt in die Gärung eingreifen. Niedrige Temperaturen sorgen dafür, daß die Hefepilze von vornherein weniger Alkohol produzieren. Mit diesem Verfahren, nach dem zum Beispiel das alkoholfreie Clausthaler gebraut wird, läßt sich jedoch nicht die Geschmacksnote eines Pils erzielen, sondern nur die eines Schankbieres. Peter Hermes

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