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■ Press-SchlagAmerican Dream

Die NBA ist nach München gekommen: Kevin Johnson von US-Vizemeister Phoenix Suns machte Werbung in eigener Sache. Fotos mit seiner Unterschrift fanden reißenden Absatz. Ein paar Schritte weiter gab's Poster des deutschen Nationalteams. Aber das Verlangen danach hielt sich in Grenzen. Woran auch der unerwartete Erfolg (Finalteilnahme gegen Rußland, Spiel nach Redaktionsschluß zu Ende) nichts änderte. Der Basketball-Boom – ist er nur ein amerikanischer Traum?

Es sieht so aus. Halbvolle Ränge in der Zwischenrunde in Berlin. Zum Viertelfinale Deutschland gegen Spanien kamen 4.000. Das Halbfinale in München sahen 8.000 live, knapp die Hälfte davon Griechen. Vor dem Finale haben die Organisatoren noch einen Köder ausgeworfen. Zwei kommen rein, einer muß zahlen. Ein EM-Endspiel – mit deutscher Beteiligung – zum Dumpingpreis.

„Die Zuschauer haben uns enttäuscht“, klagte Manfred Ströher, Präsident des Basketball-Bundes. Fehlten die Stars? Detlef Schrempf, der knieverletzt zu Hause geblieben war, genau wie Toni Kukoc aus Kroatien. Waren sie zu wenig Show-erfahren, wie Deutschlands Center Christian Welp, der nach seinem Siegwurf gegen Spanien die schützende Kabine dem Bad in der Menge vorzog?

Vielleicht. Vielleicht war der internationale Verband aber auch nicht gut beraten, mit der Endrunde ausgerechnet in die Stadt zu gehen, in der Fußball alles andere absorbiert, in der soviel Begeisterung für Basketball herrscht, daß Lotus München gerade seine Mannschaft aus der zweiten Liga zurückgezogen hat. In kleineren Städten könne nicht gespielt werden, sagt der Sprecher des Organisationskomitees Stephan May, weil die dortigen Hallen nicht den Statuten des Weltverbandes entsprächen. Das mag sein, aber schade ist es doch, daß sich die seltene Ruhmestat einer deutschen Mannschaft vor derart traurigen Kulissen vollzieht.

Ob es anders ist, wenn die NBA ins Spiel kommt? Im Herbst kann es überprüft werden. Dann wird ein Turnier mit europäischen Spitzenmannschaften in München ausgetragen, an dem auch die Phoenix Suns mitsamt Charles Barkley antreten werden. Interessenten, sagt Weltverbandssprecher Florian Wanninger, hätten sich schon zahlreichst gemeldet. „Wir hoffen auf ein ausverkauftes Haus.“ Die Hoffnung wird sich wohl erfüllen, womit der Beweis erbracht wäre: Nur die NBA läßt Basketball in Deutschland boomen. Holger Gertz

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