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Die Bremer Dame und ihr Auto

■ Seit 6 Jahren gibt es den „autoclub für frauen e.v.“

Am 7. Tag des Jahres 1987 schuf Margot Bergmann den „bremer autoclub für frauen e.V.“ Sie und 40 Frauen hatten beschlossen, für die Dame von 20 bis 68 Jahren Pannenkurse, Sicherheitstraining und Klönschnack zu organisieren. In den sechs Jahren seitdem haben 700 Frauen diese Pannenkurse durchlaufen. In jeweils zwei Stunden an zwei Abenden sollen Frauen lernen, wie Reifen zu wechseln sind und wie auf regennasser Fahrbahn gebremst wird. Die Lehrer sind Leihgaben vom ADAC.

Bis zum vergangenen Jahr gab es monatlich einen Informationsabend. Lauter kluge Köpfe referierten dann kostenlos, vom Straßenverkehrsrichter bis zum Versicherungsvertreter. Seit jedoch die 1. Vorsitzende, nämlich Margot Bergmann, am Rücken erkrankt ist, müssen die Damen auf diese Form von Unterhaltung leider verzichten. Auch keine Tragödie: „Die Doppelbelastung ist heutzutage eh' so groß, daß viele Frauen keine Zeit und Lust auf soviel Info haben“, meint Frau Bergmann.

Nun treffen sich die Frauen vierteljährlich zum Klönschnack, „um das Vereinsleben zu pflegen“. Die Themen dieser Runden sind die heutigen Verkehrsprobleme: Staus und Ampeln, Ampeln, die in Bremen nicht mehr zu funktionieren scheinen und Staus, „die einen Katalysator nicht mehr richtig arbeiten lassen, weil jeder nur noch mit 20 km/h fahren kann“.

Doch zum Glück gibt es das noch staufreie Bremer Umland. Dort findet dann auch die jährliche Benefizralley für kindliche Unfallopfer statt (am 3. Oktober). Die eingenommenen Gelder, 1992 waren es 18.000 DM, spenden die Damen dann dem Professor Hess Kinderkrankenhaus, Bremen.

Im vergangenen Jahr starteten über 100 Autos unter dem Motto „Land der Angrivarier“ (das sind die Leute, die 58 nach Christus dort gelebt haben). Ausgangspunkt der Ralley war die Neuenlander Straße, die Strecke führte die MotorfreundInnen über Teddinghausen bis nach Bruchhausen Vilsen. Die Teams müssen während der Fahrt heimatkundliche Fragen aus dem Bordbuch beantworten. Mittags und Nachmittags gibt es an Kontrollpunkten Verpflegung — Erbsensuppe und Butterkuchen. Abends, wenn alle glücklich und „heimatkundlich wieder etwas schlauer“ in Bremen eintreffen“, gibt es die große Siegerehrung im Stresemanns'.

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Damit die Spenden „nicht in dunkle Kanäle abwandern“, fragen die „Knutschies“, wie sich die weiblichen Clubmitglieder nennen, den Krankenhausprofessor danach, was konkret benötigt wird. So wurde 1992 von dem Geld ein Zimmer für aidskranke Kinder gebaut. Bislang wurde der Blutaustausch auf dem Flur durchgeführt.

Ob sich die 175 Mitglieder auch dieses Jahr wieder zur Ralley treffen, hängt ganz vom Engagement der Margot Bergmann ab. Auf die Weihnachtsfeier und die Besichtigung eines Autowerks werden die Damen aber sicher nicht verzichten müssen. Nina Jeglinski

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