: Nagel sieht "Baublockade" beseitigt
■ Nach den Entscheidungen zur Verkehrsführung im Zentralen Bereich: Investoren können in der Leipziger Straße und am Pariser Platz bauen / Bausenator: Investitionssumme von mehr als einer Milliarde Mark
Die jüngsten Entscheidungen des Senats und der Bundesregierung zu den Ost-West-Straßenverbindungen im Zentralen Bereich führen nicht nur zu Verärgerung und Streit: Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) war gestern sichtlich erleichtert. Weil jetzt die städtebauliche Planung am Pariser Platz und an der Leipziger Straße geklärt sei, könnten die jeweiligen Investoren mit ihren Bauvorhaben beginnen. „Eine weitere planerische Blockade großer Investitionsvorhaben hätte in aller Welt Zweifel am Wirtschaftsstandort Berlin verstärkt und zusammen mit der ohnehin zögerlichen Umzugsplanung unabsehbaren Schaden verursacht“, sagte Nagel gestern auf einer Pressekonferenz.
Mit seinen Entscheidungen zur Verkehrsplanung hatte der gemeinsame Ausschuß der Bundesregierung und des Senats am vergangenen Dienstag festgelegt, daß die Leipziger Straße zwischen Leipziger Platz und der Charlottenstraße die historische Breite von 30 Metern erhält. Davon werden sieben Meter überbaut, der darunter befindliche Fußweg verläuft unter Arkaden. Die zweite wichtige Entscheidung: Das Brandenburger Tor wird nicht eng umfahren – die Gebäude des Pariser Platzes werden direkt bis an das Tor herangebaut.
Am Pariser Platz und an der Leipziger Straße sind jeweils fünf Vorhaben geplant, für die größtenteils Vorbescheide ergangen sind oder Bauanträge vorliegen. Am Pariser Platz gibt es folgende Projekte:
– Ehemaliges Max-Liebermann- Haus nördlich des Brandenburger Tores, Erbin Marry White,
– ehemaliges Haus „Sommer“ südlich des Brandenburger Tores, die Rheinische Hypothekenbank hat Restitutionsansprüche gestellt,
– Hotel Adlon und
– Akademie der Künste.
An der Leipziger Straße ist laut Bausenator das
– ECE-Medienzentrum von den Hefter-Erben am weitesten ausgearbeitet.
– Die Victoria-Versicherung will das auf ihrem Grundstück vorhandene Gebäude abreißen und möglichst noch Ende dieses Jahres mit einem Neubau beginnen.
Weitere Projekte:
– das WMF-Gebäude,
– Wohnungsbaugesellschaft Mitte sowie
– das Warenhaus und Verwaltungsgebäude von Hertie.
Die Investitionssummen allein in der Leipziger Straße schätzte Nagel auf etwa eine Milliarde Mark. Mit der Architektur am Pariser Platz hat der Senator aber noch seine Schwierigkeiten. Manche Fassaden würden ihm „etwas zu nackt“ aussehen. Für weitere Bauvorhaben am Pariser Platz und in der Grotewohlstraße beabsichtigten die Botschaften der USA, Frankreichs und Englands, einen Bauwettbewerb zu veranstalten.
Der Hauptstadtreferent der Bauverwaltung, Engelbert Lüdtke-Daldrup, versprach, daß die Bauverwaltung die verschiedenen Projekte koordinieren wolle. Das solle garantieren, daß die Architektur in dem sensiblen Bereich später auch „der Würde und Lage des Ortes“ entspreche.
Die Entscheidungen des gemeinsamen Ausschusses zur Führung des Verkehrs bezeichnete Nagel „mehr als Nichtentscheidung“. Man habe sich nur auf Dinge verständigt, die ohnehin unstrittig waren. Dirk Wildt
Siehe auch Seite 17
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