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Meckern lohnt sich immer wieder

■ Wie lange darf der Wachmann bleiben? Beim ZDF-Logomobil berichten Kinder aus St. Georg über ihre Probleme mit Junkies auf dem Spielplatz     Von Kaija Kutter

Die kleine Senada soll schaukeln gehen. So fünf Minuten, das sei gut für den Hintergrund, sagt der Kameramann. Vorn auf einem Drehkreuz stehen die 13jährige Zwezdana, ihr Bruder Goran und die beiden Männer von der Behörde. „Das Mikro bitte nicht oben festhalten. Das quiescht in meinen Ohren“, bittet die blonde Tontechnikerin. Zwezdana lacht. Drei Sätze soll sie sagen. Drei Fragen an den Leiter der Gartenbauabteilung und den Mann vom Jugendamt. Klappe. Ihre Stirn kraust sich vor Anstrengung. „Wir haben die Leute von der Stadt eingeladen, um ...“, sie prustet los. „Ich kann einfach nicht.“

Nochmal das Ganze. „Wir haben die Leute von der Stadt eingeladen, um mit ihnen über unseren Spielplatz zu reden“. Souverän übernimmt der kleine Bruder das Mikro. „Wir wollen, daß der Wachmann länger als halb vier hierbleibt. Geht das?“ Herr Mohr hat das Wort, Leiter der Gartenbauabteilung-Mitte und somit Hüter der insgesamt 105 Spielplätze in diesem Bezirk. Die Kinder, die vom ZDF-Team Logomobil hier Redezeit eingeräumt bekommen, haben sich das Problem der Junkies auf ihrem Spielplatz an der Rostocker Straße ausgesucht. Bilder und Off-Texte für den kurzen Beitrag, der übermorgen um 15.45 Uhr gesendet wird, hatten sie bereits am Vormittag mit Hilfe einer ZDF-Redakteurin gedreht und gesprochen. „Ja“, sagt Herr Mohr, „das ist eine Frage des Personals.“ Der Wachmann, der für ihren Spielplatz eingeteilt sei, müsse so früh morgens anfangen, um die Spritzen der Junkies einzusammeln. „Also geht das?“ hakt Goran nach. Mohr: „Ja, das geht schon.“ Darauf Zwezdana: „Dann kann er also um zehn kommen und um acht gehen?“

Kamera ab. Nochmal das Ganze. Der letzte Satz stand nicht im Drehbuch. Diesmal ist Zwezdana weniger aufgeregt und Goran weniger energisch. Dafür hat Helmut Mohr seine Antwort schon flüssiger parat. Drum herum stehen rund 20 neugierige Kinder, sehen zu, wie Fernsehen gemacht wird. Es sei schwer gewesen, überhaupt Kinder für die Sendung zu finden, berichtet Hans Grebe von Haus der Jugend. 14 hätten sich gemeldet, bis auf fünf seien alle wieder abgesprungen. Bammel gehabt. Auch kämen fast alle aus Jugoslawien, könnten nicht so gut Deutsch.

Das Interview auf dem Karussell ist beendet. Jörg Porschinsky vom Jugendamt hat Zwezdana ins Mikrophon versprochen, daß rechts hinten in die Ecke, die so wenig benutztwird, nächstes Jahr ein Spielhaus gebaut wird. Fein. Jetzt braucht der Kameramann noch Zuhörer. Gleiche Kulisse, Senada soll wieder schaukeln gehen. Kamera ab, Zwezdana, die zuhört, Goran, der zuhört, die beiden Behördenmänner, die zuhören. Kamera läuft. „Haben Sie schon mal eine Spritze gefunden?“ fragt der zehnjährige Goran den Gartenbau-Chef. Der schildert sein Problem: Hat er doch nur fünf Männer für 105 Plätze, weil sich heutzutage keine „Rentenwärter“ mehr finden, die für ein kleines Zubrot zur Pension die Spielplatz-Aufsicht übernehmen. Aber irgendwie ließe sich das schon regeln. „Ich muß eben jemand anderes finden, der morgens die Spielplätze reinigt.“

Man sieht, Beschweren beim Logomobil lohnt sich. Das ZDF-Team fährt heute weiter nach Adenau in die Eifel. Letzte Woche hatten Kinder aus Wismar auf dreckige Strände geschimpft. Kinder, die etwas zu meckern haben, können sich täglich von 16 bis 18 Uhr unter 06131/706123 beim Sender melden.

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