: Islamische Bosnien-Initiative
■ Westen fordert Kroatien-Sanktionen
Islamabad/Berlin (AFP/EPD/ taz) – In Pakistan trafen gestern Delegationen aus 13 islamischen Staaten zusammen, um über die Stationierung von UN-Truppen in Bosnien-Herzegowina und mögliche Hilfen für die muslimische Bevölkerung zu beraten. Besonders in Saudi-Arabien und Kuwait waren schon 1992 erhebliche Summen für muslimische Flüchtlinge aufgebracht worden. Auf der zweitägigen Konferenz soll auch das „ungerechte Waffenembargo“ gegen Bosnien und der „schändliche Plan“ zur Aufteilung des Landes zur Sprache kommen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad.
Schon am 29. Juni war im UN- Sicherheitsrat ein pakistanischer Antrag gescheitert, das Waffenembargo gegen Bosnien aufzuheben. Der Antrag war von islamischen und blockfreien Staaten unterstützt worden. Auf eine Initiative Ägyptens und Saudi-Arabiens hin soll erneut ein Antrag in dieser Frage im UN-Sicherheitsrat gestellt werden. Aus diplomatischen Kreisen in Kairo verlautete, der saudische König Fahd habe sich telefonisch mit dem ägyptischen Präsidenten Mubarak beraten. Beide hätten die „islamische Pflicht“ ihrer Länder zur Unterstützung der Muslime Bosnien-Herzegowinas unterstrichen. In vielen islamischen Ländern wächst der Druck auf die Regierungen durch anhaltende Demonstrationen der Bevölkerungen für die Rettung ihrer Glaubensbrüder und -schwestern in Bosnien-Herzegowina.
Angesichts der zugespitzen Lage in Bosnien haben westliche Politiker und Hilforganisationen Sanktionen gegen Kroatien gefordert. Tilman Zülch von der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ sprach sich für energische Reaktionen der Bundesrepublik gegenüber Kroatien aus: „Wenn die Offensive der kroatischen Armee und ultra-nationalistischer kroatischer Milizen nicht sofort beendet wird, muß Deutschland die diplomatischen Beziehungen zu Kroatien abbrechen.“ Kroatien müsse nach den Ereignissen der letzten Wochen als Angreifer einer Wirtschaftsblockade unterworfen werden.
Der am Sonntag abgelöste Kommandant der UN-Schutztruppen in Bosnien (UNPROFOR), General Phillipe Morillon, ist zum ersten Ehrenbürger der Bürgerkriegsrepublik ernannt worden. Präsident Alija Izetbegović überreichte dem französischen Offizier am Sonntag bei dessen Abschied in Sarajevo zu diesem Zweck einen bosnischen Paß. Morillon hatte sich durch seinen persönlichen Einsatz für die Menschen in der von serbischen Truppen belagerten muslimischen Enklave Srebrenica in der bosnischen Bevölkerung große Sympathien erworben.
260 US-Soldaten, die bisher in Berlin stationiert waren, sind gestern in der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien eingetroffen. Die GIs sind Teil einer UN-Truppe, deren Aufgabe es ist, eine Ausweitung des Krieges auf diese südlichste Republik der zerfallenen Föderation vorzubeugen. In Makedonien war es seit der Sezession der Republik vor über einem Jahr zu erheblichen Spannungen mit dem Nachbarn Griechenland, der albanischen Minderheit und der benachbarten Republik Serbien gekommen. kim/rr
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