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Vorschlag

■ Elizabeth-Shaw-Retro

Elizabeth Shaw: Bertolt BrechtAbb.: Galerie

Nein, sie war weder Nichte noch Enkelin von George Bernhard. Elizabeth Shaw wurde allein berühmt. In der DDR. Ganze Kindergenerationen sind mit ihren gezeichneten Geschichten aufgewachsen, die trotz immer neuer Auflagen ständig vergriffen waren. Die Shaw (1920 bis 1992) wurde auch berühmt mit ihren Reiseskizzen im Magazin. Zu ihrem ersten Todestag ist eine Retrospektive zu sehen, in der Galerie des Stadtbezirks, in dem sie lange Jahre gelebt hat: in der Galerie Pankow.

Wer sich nun auf Skizzen zum scheuen Schneck oder zum Angsthasen gefreut hat, wird enttäuscht. Sohn Patrick Graetz zeigt Vergessenes: politische Karikaturen, Künstlerporträts, Landschaftszeichnungen. Gleich 1946, nach ihrer Ankunft in Deutschland zeichnet Elizabeth Shaw für das Neue Deutschland, den Ulenspiegel und den Eulenspiegel. Deutschland im Nachkriegsfrühling, das ist für die junge Irin ein Sandkasten; darin sich bekriegende Gören, darum keifende Weiber, Verbotsschilder an noch nicht verheizten Bäumen und zähnefletschende Köter auf den Parkwegen. Die Partei wirft ihr vor, konfliktscheu zu sein, den großen Problemen der Zeit auszuweichen.

Zum zehnten Jahrestag der Akademie der Künste fertigt Elizabeth Shaw 43 KünstlerInnenporträts: Gret Paluccas Fusselhaar weht auf dem Riesenkopf mit dem herben Gesicht. Ihre Mädchengestalt schwebt. Der kugelrunde Hanns Eisler ist an den oberen Bildrand verbannt, im Abgang begriffen. Ernst Busch steht im Klassenkampf, die Faust gereckt, Fahnen umwehen ihn, die Muse lugt über seine linke (!) Schulter. Oft malt Elizabeth Shaw ihre KollegInnen bei der künstlerischen Arbeit, bei der moralischen Mobilmachung, beim Streit.

Zusammen mit den in der Ausstellung gezeigten Landschaftszeichnungen sind die Portraits ein gutes Gegengewicht zu den Propagandastücken der frühen Deutschlandjahre. Vera Lorenz

Retrospektive Elizabeth Shaw, bis 28. August, Galerie Pankow, Breite Straße 8, Di–Fr, 13 bis 18, Sa 14 bis 18 Uhr.

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