: Haarsträubend unvernünftig
■ betr.: "Migration ist vernünftig", taz vom 7.7.93
betr.: „Migration ist vernünftig“, taz vom 7.7.93
Nach der sachlichen Information über den Weltbevölkerungsbericht der UNFPA auf Seite 9 dieser haarsträubende Kommentar auf Seite 10.
Auswanderung ist „nicht schlecht, sondern rational“. Von der seltsamen Logik des Gegensatzpaares „schlecht – rational“ einmal abgesehen: was ist an der europäischen Auswanderung nach Amerika im 19. Jahrhundert so vernünftig, wenn sie zwar die „Leichenberge der Weltkriege“ um einiges niedriger hat ausfallen lassen (was eine Frage für sich wäre!), dafür aber die indianische Bevölkerung nahezu ausgerottet hat? Oder was ist vernünftig daran, wenn die Slums in den Millionenstädten des Südens „menschlichen Dampf in Richtung Norden“ ablassen müssen, statt daß die Vernichtung der Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung durch Bürgerkrieg, Landflucht, Exportkulturen etc. endlich gestoppt werden?
Es geht um die Beseitigung der Fluchtursachen und nicht um die Rationalisierung einer Migration, die angeblich „zum Schrumpfen des Wohlstandsgefälles“ zwischen reichen und armen Ländern beiträgt, eine These, die der Notsituation des einzelnen Flüchtlings Hohn spricht. Alex Meinken, Reken
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