■ Neues von den Postleitzahlen: NeinNeinNein-Boys
Immer noch sorgen Rolfs neue Postleitzahlen für viel Leid, Ärger, aber auch Frohsinn und heitere Unterhaltung. Was der Altkommunarde und engagierte Dagobertverehrer, Postleitgegner Dieter Kunzelmann (10119), zum Beispiel ein paar Tage nach der Einführung und vor seinem Geburtstag (Herzlichen Glückwunsch!) nur schüchtern zu hoffen wagte – daß sich über die Zersplitterung Berliner Stadtregionen irgendwann, „in zehn Jahren vielleicht“, eine freund- und nachbarschaftliche Identität heranbilden täte –, ist inzwischen Wirklichkeit geworden.
Die aufgeweckten Jungs jedenfalls, die als „36-Boys“ schon einige Sommerlöcher mit Kreuzberger Lokalkolorit füllten, haben auf die neuen Postleitzahlen und entgegen früheren Meldungen sofort reagiert. In einem nicht unterzeichneten, dennoch sehr authentischen Schreiben, das die taz kürzlich erreichte, heißt es: „Die Thirtysix-Boys sind flexibler als Du denkst. Da wir aus dem Herzen von SO 36 (Kottbusser Tor und Adalbertstraße), also aus 10999 kommen, haben wir uns längst in NeinNeinNein-Boys umbenannt.“ Des weiteren verwehrt sich die sympathische Jugendbande ganz energisch gegen Unterstellungen, sie hätten irgendwas mit dem angrenzenden 10969 zu tun.
Wogegen sich das kritische Jungsbewußtsein – NeinNeinNein – richtet, geht aus dem Namen zwar nicht hervor (Staat, Kleinfamilie, Kirche? Olympia, Stadtschloßattrappe, Rolf?), dennoch sei die oft gescholtene Jugend gelobt, die mutig altväterliche Traditionen abstreift, um das Neue dekonstruktivistisch gegen das Neue gutgelaunt zu drehen und zu wenden. Detlef Kuhlbrodt
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