: Erstes Kommerzradio für Brandenburg
■ Harte Auflagen für lokal orientierte Landeswelle Brandenburg-Berlin: BBC ist gerettet, Wim Thoelkes Seniorenradio für über Fünfzigjährige und Musikwelle von "concert concept" dürfen bald senden
Der erste kommerzielle Hörfunksender im Land Brandenburg ist jetzt von der Medienanstalt Berlin-Brandeburg (MABB) lizenziert worden. Den Zuschlag erhielt die Landeswelle Brandenburg um den Kommerzradio-Pionier Hermann Stümpert (Radio Schleswig- Holstein, RSH), der auch am kürzlich eingestellten Info-Radio beteiligt war.
Von vormals 43 Bewerbern standen in der Endrunde noch acht Anbieter mit zwei grundsätzlich verschiedenen Sendekonzepten: Während die einen auf ein landesweites Programm setzten, will die Landeswelle Brandenburg ein „Mantelprogramm mit lokalen Fenstern“ in fünf Städten anbieten. Dieses Konzept fand schließlich einstimmig die Zustimmung der anwesenden fünf Medienräte. Bevor die Zulassung jedoch wirksam wird, muß Stümpert zahlreiche Auflagen der MABB erfüllen. Ziel ist es, die Programmverantwortung der lokalen und regionalen Partner der Landeswelle zu stärken, die auch gesondert lizenziert werden und Einfluß auf die Gestaltung des Mantelprogramms erhalten sollen. Auch die Verteilung der Werbeeinnahmen zwischen den Lokalgesellschaften und der Mantelgesellschaft wird vorgeschrieben.
Gelingt es nicht, die vorgeschriebenen Bedingungen zu erfüllen, wird an Stelle der Landeswelle das Märkische Radio lizenziert. Dahinter steht der Stuttgarter Medienkonzern Holtzbrinck, der bundesweit im Radiogeschäft tätig ist und zu dem auch der Tagesspiegel gehört. Holtzbrinck hatte kürzlich wegen zu großer Anfangsverluste den Berliner News-Sender Info- Radio eingestellt. Käme das Märkische Radio dran, müßten „Auflagen zur Vermeidung der Konzentration von Meinungsmacht erfüllt werden“, so die Medienanstalt. Bleibt also zu hoffen, daß Hermann Stümpert kein vorgeschalteter Mann aus Stroh ist.
Weiter beschloß der Medienrat, der BBC eine neue Lizenz zu erteilen; damit kann der Sender seine angestammte Frequenz 90,2 MHz behalten. Das Seniorenprogramm Radio 50 plus (Wim Thoelke u.a.), Klassik Radio von Bertelsmann sowie Radio Flamingo, hinter dem der Berliner Groß-Konzertveranstalter „concert concept“ steht, sollen ebenfalls in Kürze auf Sendung gehen dürfen. Unterdessen haben öffentlich-rechtliche und private Radiosender in Berlin und Brandenburg erklärt, in Zukunft auf dem hartumkämpften Werbemarkt künftig gemeinsam agieren zu wollen. Ab 1.Januar 1994 werden folgende Sender ihre „nationalen“ Werbezeiten vereint vermarkten: Der kommerzielle Berliner Rundfunk, 104,6 RTL und Radio B 2 (SFB) wollen die IPA-Berlin-Kombi bilden; gemeinsam mit Antenne Brandenburg (ORB) wird darüber hinaus die IPA-Berlin/Brandenburg-Kombi entstehen. Die Sender schließen sich damit gegen die bislang einzige Berlin-Kombi namens Radio Marketing Service (RMS) zusammen, der Radio Energy 103,4, der Sender r.s.2, Radio Hundert,6 und noch bis Ende dieses Jahres der Berliner Rundfunk angehören.
Die vier Rundfunksender appellierten an die MABB, keine weiteren Sender mehr zu lizenzieren, ehe die auf dem Markt befindlichen sich nicht konsolidiert haben. Bei einem Werbevolumen von 130 Millionen Mark brutto sei die Bildung von Kombis „eine vernünftige Alternative zu einem Verdrängungswettbewerb“. kotte
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