: Bayrischer Baggereinsatz gegen Hüttendorf
■ Polizei räumt die Hütten der Deponiegegner im Landkreis Aichach-Friedberg
Mandlach (taz) – Das erste Protesthüttendorf in Bayern seit dem Ende der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Wackersdorf gibt es nicht mehr. Im Morgengrauen wurde gestern mit großem Polizeieinsatz zunächst das Hüttendorf in Mandlach geräumt und anschließend von Baggern, Schaufelladern und Arbeitern des Bauhofs dem Erdboden gleichgemacht.
Die Bewohner der kleinen Ortschaft Mandlach und umliegender Dörfer hatten sich gegen eine riesige Restschlackendeponie gewehrt und in großer Zahl der Bürgeraktion „Rettet das Mandlachgebiet“ angeschlossen. Auf der Deponie soll die Asche der im Bau befindlichen zentralen Augsburger Müllverbrennungsanlage gelagert werden (taz 10.7.).
Kaum waren gegen 4.30 Uhr starke Polizeikräfte aus Augsburg und dem Raum München in Mandlach angerückt, schrillte in einem Nachbarort die Feuerwehrglocke. Eine halbe Stunde später waren rund 200 Menschen an den Absperrungen des Hüttendorfes, um gegen den Abriß zu demonstrieren. Um halb acht Uhr war dann alles vorbei. Doch schon um zehn Uhr kam es zu einer spontanen Demonstration vor dem Landratsamt Aichach.
Zielscheibe der Kritik ist vor allem Landrat Theo Körner, dem die Mitglieder der Bürgerinitiativen, aber auch mehrere Kreisräte, „totales Versagen in der Müllpolitik“ vorwerfen. Der Landkreischef hatte noch einen Tag vor der Räumung versichert, man werde nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit vorgehen.
Der Kreisrat der Freien Wähler, Helmut Schenks, hat den Einsatz anders erlebt. „Das ist keine Verhältnismäßigkeit mehr. So geht man nicht mit den Bürgern um, schon gar nicht mit den Bürgern im Landkreis Aichach-Friedberg.“ Vorbildliche Sammelsysteme hätten die Landkreisbürger initiiert und mit solchen Aktionen werde der Widerstand nur noch größer. „Der Landrat mit seiner CSU und seiner Politik hat versagt, hat den ganzen Landkreis in die Enge getrieben. Es wird Zeit, daß er seinen Hut nimmt“, fordert der Freie Wähler, Schenke, jetzt.
Ähnlich frustriert reagierten Sprecher von Robin Wood und den Bürgerinitiativen. In einer Pressekonferenz im Landratsamt verteidigte Landrat Körner den Abriß des Hüttendorfes als rechtlich erforderlichen Schritt. Klaus Wittmann
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