: Kali-Kumpel nach Bonn
■ Der DGB entdeckt den Ost-Arbeiter
Bischofferode/Erfurt (AFP/taz) Im Konflikt um die geplante Stillegung der Kali-Grube Bischofferode ist am Mittwoch ein weiteres Gespräch zwischen Belegschaftsvertretern und Bundesregierung vereinbart worden. Wie das Bundespresseamt mitteilte, soll eine Delegation des Betriebsrats heute in Bonn mit Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) zusammentreffen. Bohl werde den Belegschaftsvertretern erneut die Position der Bundesregierung erläutern, hieß es dazu. „Neue Angebote wird es nicht geben.“ Die Bundesregierung hatte den hungerstreikenden Kali-Kumpeln letzte Woche Ersatzarbeitsplätze bis 1995 angeboten. Die Belegschaft besteht dagegen weiterhin auf einer Herauslösung aus der Fusion der Mitteldeutschen Kali AG mit der Kasseler Kali und Salz AG und Einzelprivatisierung.
Angesichts der Kampfbereitschaft und Eigeninitiativen der Belegschaften zahlreicher existenzgefährdeter Thüringer Unternehmen wollen sich DGB und Einzelgewerkschaften verstärkt in die Arbeitskämpfe einschalten. Auf Einladung des DGB-Landesbezirkes Thüringen trafen gestern in Erfurt die Betriebsräte der kämpfenden Belegschaften mit Vertretern der DGB-Gewerkschaften Bergbau, Chemie und Metall zusammen, um über gemeinsame Aktionen gegen die Arbeitsplatzvernichtung in Thüringen zu beraten. In einer an die Belegschaften gerichteten Erklärung betonte der DGB, nicht die Gewerkschaften seien verantwortlich für das drohende Aus ihrer Betriebe, sondern die Politik der Treuhand sowie der Bundes- und Landesregierung.
Die IG Bergbau klagte unterdessen, sie werde von den hungerstreikenden Arbeitern der Kali- Grube Bischofferode nicht akzeptiert und falle daher als „Ordnungsfaktor“ aus. Kein Wunder: Die IGBE unterstützt die Schließung der Grube.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen