piwik no script img

Kinder in Wartestellung

■ Hort-Initiative uneins mit Behörde: Welche Altersstufe hat Vorrang?     Von Ulrike Winkelmann

Was geschieht, wenn Kinder von berufstätigen Eltern in die Schule kommen? Die meisten werden nachmittags nicht mehr betreut, es gibt zu wenig Hortplätze für sie. Die Erzieherinnen und Eltern der Kindertagesstätte „Holstentwiete e.V.“ in Ottensen wollten dem Abhilfe schaffen und machten sich auf die Suche nach Räumen, um in Absprache mit der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) einen neuen, schönen Traum-Schulkindergarten aufzumachen. Doch nun droht alles zu platzen.

Nach eineinhalb Jahren fanden sich im März diesen Jahres in der Lobuschstraße 500 Quadratmeter Rohbau. 60 Kinder sollten einziehen, 500.000 Mark hätte die BSJB für die Ausgestaltung gezahlt. Die Miete war hoch, „drunter wäre für einen Neubau aber auch nichts drin gewesen“, meint Doris Noack, Erzieherin in der „Holstentwiete“. Die Eltern schlossen einen Mietvertrag ab, die Planung für den Ausbau konnte beginnen.

Unmutig über die Mietkosten, stellte die Behörde Bedingungen: Nicht nur Schulkinder, sondern zu zwei Drittel drei- bis sechsjährige Kinder sollten aufgenommen werden. Denn während der Topf für Hortplätze schon erschöpft ist, steht - dank des neuen Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz im Zusammenhang mit der Neufassung des Paragraphen 218 - für Drei- bis Sechsjährige noch Geld zur Verfügung. Die „Holstentwiete“ ließ sich davon kaum in ihrem Engagement beirren und bastelte an den Entwürfen für die Inneneinrichtung - deren Verwirklichung hätte 800.000 Mark gekostet. Diese Summe wollte die Behörde aber nur zur Verfügung stellen, wenn 80 Kinder versorgt würden, davon 20 Schulkinder.

Die Eltern und Erzieherinnen lehnten das Angebot mit Hinweis auf die ursprüngliche Absicht, nur für Schulkinderbetreuung zu sorgen, ab. Schweren Herzens strichen sie ihr Projekt auf 580.000 Mark zusammen - dafür würden sie auch 70 Kinder, 30 davon im Schulalter, nehmen. Dahinter zurückweichen wollen weder Eltern noch Erzieherinnen. Bernd Heinrich vom zuständigen Amt der BSJB bleibt jedoch hart: nicht mehr als 20 Schulkinder. Über vieles ließe sich reden, letztlich sei das Problem aber die Miete: „Wir haben es mit einem Vermieter zu tun, der sich die Finger reibt“, so seine Einschätzung.

Trotz aller Verzögerungen fordert die Behörde, daß der Kinderhort im September eröffnet wird. Unmöglich, meint Doris Noack, aber natürlich „wollen wir endlich anfangen, sonst werden wir noch nicht einmal bis Weihnachten fertig!“ Ihre letzte Hoffnung ist jetzt politischer Druck. Vielleicht erwärme sich die Bezirksversammlung für das Thema und setze sich beim Senat dafür ein.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen