piwik no script img

Nie mehr oben ohne

Von rosarot bis neongrün, von Bremen bis zum Bodensee — man sieht ihn an jeder Straßenecke. Eine Politiker und Polizisten würden ihn am liebsten per Verordnung zur allgemeinen BürgerInnenpflicht machen. Vor allem Kinder gehen nicht mehr „oben ohne“. Die Rede ist vom Fahrradhelm.

Die billigste Variante aus „druckfestem, aber federleichtem Schaumstoff“ (Werbeprospekt) ist schon ab 50 Mark zu haben, soll's der robustere Kopfschutz sein, muß man bis zu 180 Mark bezahlen. Der Preis sagt aber noch nichts über die Qualität aus. Wichtig ist die richtige Paßform. Auch strapazierfähige Kinnriemen und Lüftungsschlitze sind wichtig, denn ein Helm, der rutscht, kann auch nicht schützen. Gerade der Kopf der RadlerInnen ist gefährdet. Nach einer amerikanischen Studie von 1992 verringert der Kopfschutz die Verletzungsgefahr um 85 Prozent. Für den ADAC Grund genug, auch in deutschen Landen allgemein den Kopfschutz anzupreisen.

Polizeipressesprecher Roland Walther hält den Helm ebenfalls für „unbedingt unterstützenswert“. Denn merke: „Wer etwas auf dem Kopf trägt, kann nicht damit auf's Pflaster schlagen.“ Getreu dieser Devise klingt es für

ihn nur folgerichtig, daß Kinder wie Papi nach der Aktentasche „am besten morgens schon“ zum Kopfpanzer greifen sollten.

Auch Gabriele Zeugner, Leiterin der Beratungsstelle für Verbraucherschutz Bremen-Mitte, ist „heilfroh, daß der Schutzhelm für Kinder immer populärer wird“. Da die Schale für den Kopf oft „so pfiffig aufgemacht“ sei, hätten die modebewußten Kleinen ihn mittlerweile akzeptiert. Das ist bei den Erwachsenen zum Bedauern von Zeugner noch lange nicht der Fall. „Denen ist ihre Frisur meistens wichtiger, als mit Helm ein gutes Vorbild abzugeben.“

Kritischer zur Helmmanie steht Anne Mayer vom Fahrradladen „Speiche“. „Wo bleibt da noch der Wind im Haar?“, empört sich die begeisterte Hobby- Radlerin. Für sie steht fest, wer „nur noch Vollverschalt“ durch die Gegend düse, dem gehe „Lebensgefühl“ verloren. Außerdem glaubt sie, daß der Helmschutz Autofahrer noch rücksichtsloser gegenüber RadlerInnen macht. „Der Helm wirkt für Autofahrer fast wie ein Signal, erst recht draufzuhalten.“ Dennoch kann sie die Leute verstehen, die „mit den Testergebnissen in der Hand“ auf der Suche nach dem richtigen Helm in ihren Laden kommen. gif

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen