Saarkönig lacht über grüne Hofnarren

■ betr.: "Saar-Grüne bleiben auf Konfrontationskurs", taz vom 13.7.93

betr.: „Saar-Grüne bleiben auf Konfrontationskurs“,

taz vom 13.7.93

Wo stand in Ihrem so wunderbar einseitigen Bericht der staunende Satz, daß sich der neu gewählte saarländische Landesvorstand aus fünf Frauen und drei Männern zusammensetzt, daß zum ersten Mal in der grünen Geschichte an der Saar die Frauenquote so erfüllt ist, daß die Männer vielleicht auch schon bald Minderheitenschutz beantragen? Oder verdienen Frauen in Ihrer Zeitung keine Beachtung? [...] Irina Arweiler, Sprecherin der

Landesarbeitsgemeinschaft

Frauen Bündnis 90/Grüne Saar

[...] Die Berichterstattung über den Parteitag ist derart angeselzert und unfair, daß ich bezweifle, was meine eigenen Augen gesehen haben.

Der neunstündige Parteitag befaßte sich sehr wohl mit politischen Themen; wahrscheinlich ist Herr Thewes an Umweltpolitik, Wirtschaftspolitik, Saar-Stahl, Verkehrspolitik und anderen Resolutionen so wenig interessiert, daß er sie gar nicht zur Kenntnis genommen hat. Auch der beschimpfte Haushalt 1992 war korrekt, lediglich der von 1991 unter Federführung von mittlerweile in die Bundespolitik aufgestiegenen Personen wies Mängel auf.

Die Aufwandsentschädigung für den LaVo (200 DM) sind auch mit Parteitagsbeschluß in Ordnung. Wenn Herr Thewes doch nur richtig aus der Saarbrücker Zeitung abgeschrieben hätte, dann wären auch die falschen Zitate, zum Beispiel der LaVo-Sprecherin bezüglich ihrer CDU-Vergangenheit angekommen und richtig verstanden worden. Dem Vergleich Heide Rühle und der Roten Armee sind Beschimpfungen wie Adolf H., Oberster Sowjet, braunes Rollkommando u.ä. vorausgegangen. Wie stand schon in der grünen Mitgliederzeitung Punkt 3: „Gehen wir doch ins Saarland, da ist wenigstens was los“ – doch leider mit einem verschlafenen taz- Journalisten kommt das nicht rüber. Patrick Müller, Saarwellingen

[...] Nach dem saarländischen Motto: Do werd die Wutz geschlacht (Hier wird das Schwein geschlachtet), zockte die Mehrheit durch. Niveau-, aber dafür gnadenlos. Alle Geschäftsordnungs- und inhaltlichen Anträge waren bei laufender Verhandlung schriftlich, im Wortlaut, zu stellen. Auch die Kandidatenbefragung war eher eine Beschriftung, weil auch sie schriftlich erfolgen mußte. Diejenigen, die diesen Landesverband für die nächsten zwei Jahre führen sollen, konnten sich die Fragen, die sie beantworten wollten/konnten, aussuchen. Antwortzeit drei Minuten. Für vier Haushaltsentwürfe, die untereinander unstimmig waren, davon zwei mit gleichem Datum, wurde per Gnadenakt eine Gegenrede zugelassen.

Das Glanzstück der politisch/ demokratischen Realsatire setzte der Vorsitzende, in Kanzlermanier, höchstpersönlich. Er verglich das Eingreifen der Schlichter mit dem Einmarsch der Sowjets in Prag '68. Dabei war es Hubert (Dubček) Ulrich selbst, der die Schlichter rief, anerkannte und die Verhandlungsergebnisse unterschrieb. Ein Vergleich zwischen ihm und Milošević, der Friedenspläne unterzeichnet und sie dann von seinem Parlament kassieren läßt, wäre wohl treffender, wenn auch unzulässig.

Was bleibt, ist die Hoffnung, daß die Gremien der Bundespartei so frühzeitig Konsequenzen ziehen, daß auf künftigen Saar-LDK- und LHA-Sitzungen nicht nur die reden dürfen, die das Geburtsdatum des Vorsitzenden nennen können. Eines ist aber heute schon sicher: der Saarkönig lacht über die grünen Hofnarren, der seine Bewerbung in den gelben Sack statt in den Briefkasten geworfen hat. Dieter Drabiniok, Saarbrücken

[...] Tatsache ist, daß zwei Drittel der Mitglieder dieses Landesverbandes hinter Ulrich und seiner Politik stehen. Indem man die Mehrheit als Marionetten von Ulrich darstellt, entmündigt man diese Menschen, die doch ihren Eintritt in diese Partei bestimmt nicht aus einem Kadavergehorsam zu Hubert Ulrich tätigten.

Tatsache ist auch, daß die Grünen Saar in den letzten zwei Jahren an potentiellen Wählerstimmen gewonnen haben, sprich, daß die von dem Landesvorstand verfolgte Politik in die richtige Richtung weist. Von daher ist die Verbissenheit der innerparteilichen Opposition hinsichtlich ihrer Vorgehensweise völlig unverständlich; ich sehe auch nicht ein, die Schlichtung als gänzlich gescheitert zu betrachten, wurden doch in den neuen Landesvorstand vier unbelastete, loyale Menschen gewählt, die beiden Seiten offen gegenüberstehen und gewillt sind, eine konstruktive und produktive Minderheit in ihre politische Arbeit zu integrieren. Renate Niesel, Saarbrücken

Bei meiner Kandidatur zur Landesvorstandssprecherin wurde mir eine Frage zu meiner früheren CDU-Mitgliedschaft bzw. nach dem Grund meines Austritts gestellt. Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet, daß es damals persönliche Gründe waren, die mich zu diesem Schritt bewogen haben. Dies bedeutet jedoch nicht, wie dies Herr Thewes suggerieren wollte, daß ich heute in meinen politischen und inhaltlichen Zielen in irgendeiner Weise der CDU nahestehe.

Mein Parteiaustritt aus der CDU liegt im übrigen 16 Jahre zurück. Angelika Lowe, Völklingen