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Lokalkoloratur

Über manche könnte man ja noch lachen, aber einige verursachen wirklich nur noch Bauchschmerzen: Schlagzeilen, die den Vertretern der schreibenden Zunft aus der Feder gleiten, manchmal auch entgleiten. So lehrt uns Wolf Schneider, Leiter der Hamburger Journalistenschule, vielen besser als Norddeutscher Talkmeister bekannt, mit seinem neuen Buch, wie Überschriften auf jeden Fall nicht aussehen sollten.

Wir verraten, ehrlich wie wir sind, daß auch wir unter den gerügten Opfern sind, verkünden aber nicht ohne Stolz, daß wir auch schneiderlobenswerte Vollteffer gelandet haben. Gefallen fand der Mann, der sein Werk (mit dem risikoarmen Titel „Die Überschrift“) gemeinsam mit dem Münchener Journalisten Detlef Esslinger erarbeitete, an der taz-Überschrift „EG droht Serbien mit Dauerdebatte“. Geschmacklos fanden sie jedoch den Nachruf-Titel über den Ertrinkungstod eines britischen Verlegers: „Feuchter Abschied vom Imperium“. Auf die Hitliste der gröbsten Fehltritte setzten die beiden Lehrmeister jedoch das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt. Dieses titelte eine Geschichte über jüdische Orchester in Konzentrationslagern mit den schaurigen Worten: „Sie spielten bis zum Vergasen.“ Leise kichern darf man hingegen über das Hamburger Abendblatt, das uns mit der Botschaft „Herztod: Rettung für Millionen?“ überraschte.Wir und der geneigte Leser lernen also: Es gibt noch viele Fehler, die auf uns warten. Der Herr Schneider wird wissen, was das Metier Talkshow so attraktiv macht. taz/epd

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