piwik no script img

Der Mittwochsblick

Der Mittwochsblick

Fernsehen ist verwirrend. Das gilt ganz unabhängig von der Sendung. Bei „Buten & Binnen“ zum Beispiel liegt es an der Frau im Hintergrund. Abend für Abend sitzt sie da mit ernster Miene und telefoniert, notiert und telefoniert schon wieder. Aber - sitzt sie da wirklich? Oder wird sie nur hinter der Moderatorin eingeblendet wie ein Filmbeitrag? Ist sie am Ende ein Play- back? Eine Projektion, Simulation, ein elektronisches Bild? Wir leben schließlich im Jahr 1993. Wer sagt, daß es diese Frau wirklich gibt - nur weil sie im Fernsehen erscheint?

Seit gestern hat die Verwirrung ein Ende. Ich habe mit ihr gesprochen. Mit einer echten „Hintergrunddame“ wurde ich verbunden. Und wie es der Job verlangt, hat sie freundlich Auskunft gegeben, mit ruhiger Stimme, die Worte besonnen gewählt. Ich habe verstanden. So muß eine Redaktionsassistentin sein: Stra

hierhin bitte das

angeschnittene

Fernsehfoto mit der

verschwommenen Frau

im Hintergrund

pazierfähig. Ab 16 Uhr jedenfalls, wenn sie den Sendeablauf schon geschrieben hat und im Studio sitzt, protokolliert und Anrufe entgegennimmt.

Schließlich: Der erste kleine Sturm darf einen guten Blitzableiter nicht gleich vom Dach fegen. Und Zuschauer-Gewitter entladen sich meist in ihrer Leitung. Natürlich, es gibt auch freundliche Stimmen, wer ruft da nicht alles an, um die Sendung zu kommentieren, zu fragen, zu loben und zu kritisieren. Aber: „Manchmal ist es eben nicht so witzig.“ Und vorsorglich schaut die Hintergrunddame ernst in die Gegend und hält sich zurück.

Nicht einmal einen Wunsch an die ZuschauerInnen hat sie, wenn man sie unvorhergesehen befragt. Sie ist ja ganz zufrieden. Aber wer weiß, morgen, wenn Sie anrufen, ist das vielleicht anders. Falls Sie mit einer Kollegin sprechen, die alles ganz anders sieht. ede

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen