: Wenn auch das schnellste Auto zur Immobilie wird
■ BMW bietet seiner sportbegeisterten Kundschaft das passende Rad zur Nobelkarosse
BMW fühlt sich dem Sport verpflichtet, denn BMW-Fahrer sind sportliche Typen – auch wenn sich das bei so manchem darauf beschränken mag, gelegentlich die Tour de France auf der Mattscheibe mitzuverfolgen. BMW fühlt sich der Mobilität verpflichtet. Aber anscheinend ist inzwischen auch den Münchner Autoherstellern aufgefallen, daß selbst BMW-Fahrer längst nicht mehr mobil sind. Ganz besonders fühlt sich BMW seinen Kunden verpflichtet. Und wenn das Auto zur Immobilie wird, wird den Kunden eben ein anderes Fortbewegungsmittel verkauft. Auf daß sie BMW- Kunden bleiben mögen und dabei doch von der Stelle kommen.
In BMW-Niederlassungen und bei Autohändlern können BMW- Fahrer jetzt das passende Rad zum Auto kaufen. Übrigens paßt auch der Preis durchaus zu den Münchner Nobelkarossen: Das Mountainbike – für den Fahrer, der neben dem BMW eigentlich schon immer einen Geländewagen besitzen wollte – gibt es für 1.490 Mark. Für marginal weniger auf ultrasportliche Erscheinung gepolte Fahrertypen hält der Autohersteller zum Preis von 1.290 Mark ein Trekking-Bike bereit.
Eine Konversion der Automobilfabrik hin zur umweltfreundlichen Fahrradfabrik indes wird damit nicht eingeleitet. Die Räder – pardon: Bikes – werden von der schwäbischen Firma Centurion in Thüringen hergestellt. Die Chrom- Molybdän-Rösser sind zusammenklappbar und passen in jeden BMW-Kofferraum. Denn, Sport hin, Sport her, einem BMW-Fahrer soll nicht zugemutet werden, sein Bike mit eigener Muskelkraft zum Ort der sportlichen Betätigung bewegen zu müssen.
10.800 dieser genialen Klappräder hat BMW im Angebot. Ob die BMW-Händler diese aber so schnell loswerden, muß angezweifelt werden. Denn wenn es stimmt, daß das Life-Style-Objekt Mountain-Bike vor allem dazu dient, es als imageförderliches Accessoir vorzeigen zu können, ist die Transportweise im Kofferraum eher kontraproduktiv. Wahrscheinlich aber arbeiten pfiffige BMW-Ingenieure ja schon an der Limousine mit dem Klarsichtkofferraum.
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