■ Mit der Weltbank auf du und du: Weiße Elefanten
Berlin (taz) – Die Weltbank hat wieder einen Gewinn von fast zwei Milliarden Mark gemacht. Für die Anteilseigner ist das kein Grund zum Prassen, das Geld bleibt in der Bank, das ist so üblich.
Die Weltbank wurde 1944 zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als Grundstein eines neuen Welt- Währungssystems gegründet. Der IWF ist für die Pflege geordneter Währungsbeziehungen zuständig und vergibt zu diesem Zweck kurzfristige Kredite an Regierungen, die Probleme mit ihrer Währung haben. Die Weltbank dagegen finanziert konkrete Entwicklungsprojekte. Für die Regierungen haben Weltbankkredite den Vorteil, daß die Zinsen unter den Marktzinsen der Geschäftsbanken liegen.
Im Gegensatz zu den IWF- Bankern, die ihre Kredite stets mit strikt marktwirtschaftlichen Auflagen verbinden, hat die Weltbank eine leichte Sensibilität für politische Strömungen. In den 70er Jahren etwa, als in den Industrieländern die Betroffenheit über das Elend der Dritten Welt einzog, verkündete der damalige Weltbankpräsident McNamara die sogenannte Armutsstrategie. Seitdem hat die Weltbank eine kleine Schwester IDA, die für die Ärmsten der Armen noch weniger Zinsen berechnet.
In den 80er Jahren war die Gangart bestimmt durch die Schuldenkrise und die Angst um das internationale Bankensystem. In dieser Zeit wurden die Strukturanpassungsdarlehen eingeführt, die mit ähnlich harten Bedingungen verbunden waren wie IWF-Kredite. Seit einigen Jahren ist der Ton wieder netter geworden. In jüngsten Jahresberichten empfiehlt die Weltbank den Entwicklungsländern sogar, sich bei Umwelt- und Gesundheitsmaßnahmen nicht auf die Marktkräfte zu verlassen.
Da die Weltbank kein Geld im Keller hat, muß sie selbst Kredite aufnehmen. Das tut sie vor allem bei den nationalen Entwicklungsbanken ihrer Mitglieder, etwa der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Weil die Weltbank ein sicherer Rückzahler ist, bekommt sie die Kredite besonders billig und kann sie deshalb auch günstig weiterreichen. Aber wer viel Geld herausrückt, will auch mitreden. Daher die Anfälligkeit der Weltbank für sogenannte weiße Elefanten. Als die Weltbank zum Beispiel auf den Philippinen eine Landwirtschaftsschule aufbaute, dachte sie an die wichtigsten Geldgeber. Englische Firmen durften die Physikabteilung ausstatten, japanische die Chemie- und deutsche die Bio-Fakultät. Aber schon nach wenigen Monaten waren zwei Drittel der Geräte außer Betrieb, sie haben die hohe Luftfeuchtigkeit nicht ausgehalten. Alois Berger
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