: Und wieder hoffen alle auf Clinton
■ Genfer Gespräche stocken / In Bosnien wird gekämpft / USA wollen auch allein bombardieren
Genf (taz) – Während auch am Montag in den auf der Genfer Konferenz umstrittenen Gebieten Zentralbosniens gekämpft wurde, debattierte der Nato-Rat in Brüssel über eine Bombardierung serbischer Stellungen rund um Sarajevo. Ein Sprecher des US-Außenministeriums hatte am Sonntag angekündigt, die USA würden in Brüssel Pläne für Luftwaffeneinsätze vorlegen, die über den Rahmen der Resolution 836 des UNO-Sicherheitsrates hinausgehen. Nach dieser Resolution sind Luftwaffeneinsätze nur im Falle von Angriffen auf UNPROFOR-Soldaten innerhalb der sechs UNO-Schutzzonen möglich. Der State-Department-Sprecher hatte nicht ausgeschlossen, daß die USA darüber hinausgehende Einsätze notfalls auch im Alleingang durchführen würden. Schon vor Beginn der Beratungen warnte Moskaus Bosnien-Beauftragter Tschurkin in Genf, dies würde die „internationale Kooperation“ zwischen Moskau und Washington erheblich belasten. Owen und Stoltenberg machten deutlich, daß jegliche Form von Luftwaffeneinsätzen – ob innerhalb oder außerhalb des Rahmens von Resolution 836 – und schon die derzeitige Diskussion darüber die Genfer Verhandlungen störten. Die Brüsseler Nato-Tagung komme „mindestens fünf Tage zu früh“, hieß es in der Konferenzleitung.
Wegen der serbischen Angriffe auf Sarajevo sowie offensichtlich mit Blick auf die am Nachmittag beginnende Nato-Tagung in Brüssel, auf der die USA Pläne für Luftwaffeneinsätze gegen serbische Stellungen vorlegen wollten, wurden die Verhandlungen am Mittag jedoch auf Wunsch des bosnischen Präsidenten Izetbegović zunächst bis zum späten Nachmittag unterbrochen. Der russische Vizeaußenminister und Bosnien-Beauftragte seiner Regierung, Vitaly Tschurkin, warnte in Genf vor Luftwaffeneinsätzen, die nicht von der Resolution 836 des UNO-Sicherheitsrates gedeckt seien.
Ziel der beiden Vermittler von EG und UNO, Owen und Stoltenberg, ist, daß die Teilrepublik für die mit 44 Prozent größte Bevölkerungsgruppe der Muslime 30 Prozent des bisherigen bosnischen Territoriums umfaßt. Da Serben und Kroaten derzeit über 70 Prozent des Landes kontrollieren, müßten sie zusammen 20 Prozent an die Muslime abgeben. Öffentlich haben Serbenführer Karadžić und Kroatenchef Boban zwar erklärt, sie seien bereit, 15 beziehungsweise vier Prozent der derzeit von ihnen kontrollierten Territorien abzugeben. Doch nach Informationen, die aus der Konferenzleitung gegenüber der taz bestätigt wurden, hatte zumindest Karadžić bis gestern mittag am Verhandlungstisch keine einzige konkrete Gebietskonzession gemacht.
Für Sarajevo schlägt Karadžić eine Teilung vor, wonach die Muslime den Stadtkern erhalten sollen, die Serben jedoch alle Außenbezirke und das Territorium rings um die bisherige Hauptstadt. Den Muslimen möchte Karadžić lediglich einen Straßenkorridor in das nördlich gelegene Tuzla zugestehen. Auch den von den beiden Vermittlern vorgeschlagenen Korridoren von Sarajevo zu den ostbosnischen Enklaven Srebrenica, Goražde und Zenica sowie in das nordwestliche Bihać hat Karadžić noch nicht zugestimmt. Zwischen Serben und Kroaten gibt es noch drei territoriale Streitpunkte, darunter den von Serben beanspruchten Ost-West-Korridor durch das überwiegend kroatisch bevölkerte Gebiet im Save-Becken. azu
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