Lief die Deponie Schönberg über?

■ Bürgerinitiativen erstatteten Anzeige gegen Deponie-Betreiber

Verschiedene Lübecker Bürgerinitiativen und die Grünen der Holstentor-Stadt haben am Montag bei der Schönberger Polizei Strafanzeige gegen die Deponie-Management-GmbH (DMG), Betreibergesellschaft der Sondermülldeponie Schönberg, gestellt. Der Verdacht: Illegale Abfallbeseitigung und Verstoß gegen das Wasserhaushaltsgesetz.

Die NaturschützerInnen hatten am Wochenende bei einer „Geländebegehung“ ein größtenteils unterirdisch verlaufendes Abwasserrohr von 40 Zentimetern Durchmesser entdeckt. Aus ihm flossen große Wassermassen in ein Grabensystem, das in unmittelbarer Nähe der Wakenitz liegt. Der Fluß dient als Trinkwasserreservoir für Lübeck.

Die BürgerinitiativlerInnen gehen davon aus, daß Europas größte Giftmülldeponie nach den Regenfällen der vergangenen Tage übergelaufen ist und daß verunreinigtes Sickerwasser durch das Rohrsystem ungeklärt und illegal in die Nähe der Trinkwasserschutzzone geleitet wurde. Die DMG-Geschäftsführung bestreitet das eifrig: Das Rohr sei Teil eines Leitungssystems für den nicht betriebenen südlichen Deponieteil. Lediglich nicht verunreinigtes Niederschlagswasser werde dadurch abgeführt; eine entsprechende abwasserrechtliche Genehmigung liege vor.

Der Lübecker Grüne Günther Wosnitza vermutet jedoch „einen Zusammenhang“ zwischen der mysteriösen Rohreinleitung und der erst vor wenigen Tagen ausgesprochenen Empfehlung des Umweltamtes der Stadt, in der Wakenitz in nächster Zeit „nicht mehr zu baden“. Offizielle Begründung: Die hohe Konzentration schädlicher Keime im Wasser. Wosnitza: „Bereits vor drei Jahren hat die Lübecker Bürgerschaft 250.000 Mark bewilligt, um zu untersuchen, ob die Wakenitz durch Deponie-Gifte verunreinigt wird –passiert ist bislang aber nichts“. Marco Carini