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Filmstörung bei Orwo

■ Filmfabrik steht angeblich kurz vor der Privatisierung Offensichtliche Fehlmeldung über Schließung durch Treuhand

Berlin (taz) – Günter Grotendick fiel fast das Brötchen aus der Hand, als er gestern das Frühstücksfernsehen anschaltete. Die Filmfabrik Orwo muß bis zum 15. August einen ernsthaften Kaufinteressenten vorweisen, sonst wird sie abgewickelt – wurde dort gemeldet. Günter Grotendick, Geschäftsführer des Noch-Treuhandbetriebs, fürchtet, daß die offensichtliche Fehlmeldung Fotohändler zwischen Rostock und Freiburg davon abhalten könnte, weiter in Wolfen zu bestellen. „Und dabei hat unser Betrieb in den letzten 12 Monaten eine positive Entwicklung genommen“, so der Firmenleiter. Wie die Bilanz des einstigen Fast-Monopolisten in Osteuropa aussieht, will er allerdings nicht verraten. Schließlich laufen Verhandlungen mit einem Konsortium, dessen Verhandlungsführer aus der Schweiz kommt.

„Die Verhandlungen sind im Endstadium“, bestätigt die Treuhandpressestelle. Es sei nicht richtig, daß Orwo abgewickelt würde, wenn der Vertrag nicht am 15. August unter Dach und Fach sei. Das Datum sei lediglich eine zeitliche Entscheidungsrichtlinie gewesen, die gegebenenfalls auch überdacht werden könne.

Bei Orwo arbeiten zur Zeit noch 1.300 Menschen. 300 sollen ab Oktober einen Sanierungsauftrag übernehmen, 250 weitere bis zum Jahresende entlassen werden. „Mit 750 Angestellten soll der Betrieb dann 1994 möglichst privatisiert sein“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Frank Hauß. Hergestellt werden soll außer Film- und Foto- auch Röntgenmaterial. Früher arbeiteten in dem Wolfener Betrieb 15.000 Menschen. Außer Filmen und Fotopapieren wurden auch so unterschiedliche Produkte wie Futterhefe, Zell- und Klebstoff sowie Wurstdärme hergestellt. Die meisten Betriebsteile wurden ausgegliedert oder geschlossen. „Wir haben nur saubere Gebäude und Böden behalten“, so Hauß. Die Altlasten hat die Vermögensverwaltung übernommen, die der Treuhand untersteht. aje

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