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„Ein ganz ausgeschlafenes Arschloch!“

■ Rep-Spitzenpolitiker Klyscz lehrt Hitlers Marketing an Dortmunder Fachhochschule

Düsseldorf (taz) – Erst durch eine Dortmunder Studentenzeitung wurde Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) darauf aufmerksam, daß an ihren Hochschulen ein hochrangiger Republikaner seit Jahren rechtes Gedankengut zum besten gibt.

Bis vor 14 Tagen soll weder ihr noch dem hessischen und dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz aufgefallen sein, daß einer von Schönhubers hessischen Statthaltern eine ordentliche Professur an der Dortmunder Fachhochschule als Marketingexperte bekleidet. Als solcher preist Bernhard Klyscz, unter anderem stellvertretender Landesvorsitzender der Reps in Hessen, den Reichsautobahnbau und den ersten VW vom Fließband als „perfektes Marketing“ Hitlers an. Die „prompte“ Reaktion der Ministerin: Sie lud Klyscz zum „nächstmöglichen Termin“ in die Landeshauptstadt.

In einer Einführungsvorlesung, Pflichtveranstaltung für alle angehenden BetriebswirtschaftlerInnen an der FH Dortmund, sagte Klyscz im April: „Betriebswirtschaftlich gesehen hat Hitler eben nicht nur den Autokönig Henry Ford imitiert, sondern raffiniert weiterentwickelt, indem er die Nutzungsanwendung gleich mitlieferte.“

Die Empörung über seine Thesen kann Klyscz gar nicht nachvollziehen: „Für mich ist erstaunlich, daß ich den Namen Hitler im Zusammenhang mit Marketing nicht nennen darf.“ Im übrigen halte er diese Einführungsvorlesung schon „seit 24 Jahren“. Daß der Verfassungsschutz während etwa 23 dieser 24 Jahre auf dem rechten Auge im Tiefschlaf war, wisse man ja, sagte ein Hörer von Klyscz, der nicht genannt werden will. „Aber trotzdem: Der Klyscz, das ist schon ein ganz ausgeschlafenes Arschloch!“.

Die Leitung der Fachhochschule hat inzwischen die Konsequenz gezogen, Herrn Klyscz nicht mehr „für Studienanfänger einzusetzen“; sein Rektor hält weitergehende disziplinarrechtliche Konsequenzen für unwahrscheinlich. Seite 5

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