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■ Rauchverbot in Los AngelesFür ein gediegenes Lotterleben!

Die Europäerin, die sich dieser Tage nach Kalifornien aufmacht, um dort auf Sonne und den ein oder anderen Sonnyboy zu treffen, sei gewarnt. An den Stränden, an denen Sie Händchen halten wollten, stehen riesige Digitalanzeiger, die einem bedeuten, wann man genug UV-Licht gesehen hat und welchen Faktor das Sonnenzeugs haben sollte, das jetzt angebracht ist. Wessen Körper mit Problemzonen behaftet ist, der geht besser gar nicht erst an den Strand; in Kalifornien ist Dickmopsigkeit nämlich ein Zeichen von innerer Verkommenheit, Charakterschwäche und Disziplinlosigkeit, die bei Bewerbungsgesprächen schon den Ausschlag gibt, wenn die Aspirantin/der Aspirant noch den Türgriff in der Hand hat.

Wer sich überhaupt wie eine wandelnde Problemzone fühlt und sich angesichts all der gestrafften Schönheit und good-naturedness ins Hotel zurückziehen und in Ruhe sterben möchte, sei bloß vorsichtig. Die letzte Zigarette löst leider einen Alarm aus, der den Hotelmanager auf den Plan und die Feuerwehr aus ihren Garagen lockt, und diese Leute haben ganz wenig Verständnis dafür, daß Sie einfach nur abtreten wollten.

Seit Montag nun ist außerdem amtlich, daß in den 7.000 Restaurants in ganz Los Angeles nicht mehr geraucht werden darf, nicht mal in den segregierten Pferdeboxen nahe der Aborte, der Rauchabzüge und der schlagenden Küchentüren, in die man die Raucher bislang als Aussätzige gesperrt hatte. Verrrbotten! Ein bedrohlicher Wechsel des amerikanischen Menschenbilds offenbart sich hier in Kalifornien, wo alles das anfängt, was schon wenig später auch die Ostküste, schließlich Europa und morgen die ganze Welt beherrscht. War früher der paffende Orson Welles ein geliebter Citizen Kane, sang man fröhlich „don't Bogart that joint, my friend, pass it over to me“ oder verehrte man den kauzigen Goldgräber mit zerknautschter Zichte lose vom bartstoppeligen Kinn hängend, so heißt's heute in Reaganscher Kurzprosa „just say no“.

Was für ein Leben zieht da herauf! Keine Kaschemme, kein Pokerspiel über abgedunkelter Hängelampe, keine Obskurität, nur noch strotzende, gestraffte, hell ausgeleuchtete Klarheit, idealgewichtige Adonisse, keine dionysische Verkommenheit mehr. Wenn das alle so wollen, bon, aber per Staatsdekret? Schutz der Kellner und Kellnerinnen – perfekt! –, aber ohne Enklaven? Die taz-Filmredaktion kommt ja schließlich auch mit einem warnenden Plakat aus, das den Rauchern den Zombie zeigt. Von denen soll es ja dort drüben auch den einen oder anderen geben. Mariam Niroumand

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