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Keiner versteht die Bundesbanker

■ Entscheidender Leitzins auf ein Niveau von 1989 gesenkt

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Die auf dem Parkett rumflitzenden Börsianer wunderten sich gestern über das deutliche Zinssenkungssignal der Deutschen Bundesbank: Der mittlerweile wichtigste dritte Leitzins der Notenbank, der sogenannte Tenderzins, wurde mit 6,70 Prozent sogar unter den aktuellen Diskontsatz von 6,75 Prozent gedrückt. Damit haben die Währungshüter seit dem faktischen Auseinanderfallen des Europäischen Währungssystems (EWS) am Wochenende den Zinssatz für Zentralbankgeld im Rahmen ihrer Wertpapierpensionsgeschäfte bereits zweimal gesenkt.

Der in der verwirrten Öffentlichkeit weniger beachtete Leitzinstender ist viel wichtiger als der sich inzwischen einer breiten öffentlichen Kenntnis erfreuende Diskontsatz; noch unwichtiger ist der Lombardsatz. Der Unbekannte hat nun den niedrigsten Stand seit Anfang August 1989 erreicht. Über diesen Weg bekommen die Geschäftsbanken zweieinhalbmal soviel Zentralbankgeld wie übers Diskontgeschäft.

„Die Bundesbank ist völlig verunsichert und reagiert nach der EWS-Krise zunehmend auf außenpolitischen Druck“, interpretierte eine Großbank das Signal. Noch am 21. Juli hatte der designierte Bundesbank-Vize Gaddum erklärt, weitere Zinssenkungen seien erst möglich, wenn die Geldwertstabilität nicht gefährdet sei. Bei 4,3 Prozent Inflation und einer Geldexpansion von mehr als sieben Prozent aber wird die Mark immer weicher.

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